Dienstag, 1. Juni 2010

Wli Wasserfall

Am letzten Wochenende bin ich mit einer weiteren Freiwilligen in die Volta Region gereist, genauer gesagt zum Wli Wasserfall, dem höchsten Wasserfall Westafrikas.

Am Freitag sind wir gleich nach der Schule los, trotz dessen war es schwierig ein Trotro nach Hohoe zu bekommen, weil so viele Menschen am Freitag reisen. Gegen einen viel zu hohen Fahrpreis sind wir dann aber doch noch in ein Auto gekommen. Als der Fahrer das Angebot machte, sind alle Ghanaer gerannt und wir dann auch, um noch einen Platz im Auto zu bekommen. Es wurde gedrängelt und geschubst, einige sind sogar durch die Heckklappe rein. Zum Glück konnten wir uns die Beifahrerplätze sichern. Am Samstag morgen sind wir dann von Hohoe der Distric Hauptstadt nach Afgame, dem kleinen Ort in der Nähe des Wasserfalls. Im ersten Hotel in dem wir waren, gab es keinen Platz und so sind wir zum zweiten und letzten Hotel des Ortes dem Wli Heights Hotel. Auf dem Weg dorthin bin ich nur äußerst knapp einem Hundebiss entkommen. Hunde laufen hier alle frei herum und ich bin für deren Geschmack zu nah am Haus vorbei gegangen. Noch nie habe ich Hunde ca. 1 m von mir entfernt gehabt, die es so erst gemeint haben. In letzter Sekunde haben sich die Besitzer, die zum Glück vor der Tür neben den Hunden saßen, dazwischen gestellt. Ich hatten einen der vier schon in meinem Bein gesehen.
Das Wli Height Hotel war sehr schön und das Personal wirklich nett. Auch das Essen in dem Restaurant am Abend war sehr gut.
Nachdem wir unsere Rucksäcke untergebracht haben ging es sofort weiter, denn wir hatten ja noch einiges vor an diesem Tag. Mit einem Guide sind wir zuerst durch einen Wald eine relativ flache Strecke zu den „lower falls“ gelaufen. Für den Begriff „wandern“ war unser Tempo echt zu schnell und so war es kein Wunder, dass ich andauernt zurück blieb, weil ich mir irgendwelche Schmetterlinge oder Bäume angeguckt hatte. Außerdem hatte ich noch eine Tasche mit 3 l Wasser zu tragen, weil der Guide beim losgehen meinte wir hätten zu wenig dabei.

Nach einer halben Stunde strammen Gehens, hatten wir die Lower Falls erreicht. Natürlich sind wir sofort ins Wasser und haben Bilder gemacht. Die ganze Felswand neben dem Wasserfall, war voll mit Fledermäusen. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so viele Fledermäuse gesehen und werde es wahrscheinlich auch nicht wieder. Ohne zu übertreiben, es waren bestimmt eine Million oder zumindest einige hundert Tausend.

Nun sollte aber erst der wirklich anstrengende Teil der „Wanderung“ anfangen. Der Weg zu den „Upper Falls“ ging auf einem kleinen Pfad steil bergauf. Steil trifft es nicht ganz, das Wort senkrecht trifft es wohl besser. Die 300 Höhenmeter haben wir mehr kletternt als laufend überwunden. Es gab in den knapp zweieinhalb Stunden keine 3 Meter, die man nur geradeaus gehen konnte. Man musste sich an Bäumen hochziehen und an Felsen nach Vorsprüngen für die Füße suchen. Hätte man sich gerade aufgerichtet, hätte man das Gleichgewicht verloren und wäre wahrscheinlich den Hang abgerutscht. Ich war nur froh, dass ich feste Schuhe hatte und der Guide mir nach wenigen Metern meine Tasche abgenommen hatte. Dazu kam noch die tropische Wärme und Luftfeuchtigkeit, sodass ich die ganze Zeit wie in einer Sauna geschwitzt habe. Belohnt wurde man allerdings mit einer tollen Aussicht über das Umland, dem Erreichen der Upper Falls und dem Wissen, dass man diese schier unmenschliche Leistung vollbracht hat.


Die Bergkante, an denen das Wasser der Upper Falls hinunter fällt, bildet die Grenze zu Togo. So stürzt sich der höchste Wasserfall Westafrikas genau an der Grenze der beiden Ländern ins Tal.


Natürlich haben wir auch hier mit den Füßen gebadet. Das herunterfallende Wasser hat uns ganz nass gemacht, was aber auch nicht weiter schlimm war, denn wir waren sowieso schon klitschnass geschwitzt und so hätten wir wenigstens behaupten können, wir hätten bei der Anstrengung nicht geschwitzt, sondern es sei nur Wasser von Wasserfall.

Der Abstieg zurück ins Tal hat knappe eineinhalb Stunden gedauert. Da es so unglaublich steil war, war es auch kein Wunder, dass wir trotz höchster Konzentration abgerutscht sind und uns auf dem Hosenboden wieder gefunden haben. Oftmals musste man sich auch hinsetzten um besonders steile Stellen rutschend zu überwinden.
Nach 5 Stunden „Wandern“ von denen meiner Meinung nach 4 extrem Bergsteigen waren, hatten ich in den letzten Tagen einen solchen Muskelkater, dass ich schon dachte morgens nicht ohne Hilfe aus dem Bett zu kommen (was ich dann aber doch noch schaffen konnte).
Am Sonntag morgen ging es dann wieder zurück nach Swedru, denn am Montag war wie immer Schule. Auf dem Weg zurück haben wir genau wie schon auf der Hinfahrt unglaublich viele verunglückte Autos gesehen. Hier in Ghana sehe ich während einer Fahrt mehr Unfälle als ich jemals in Deutschland gesehen habe. Das schlimme ist dabei noch, dass die Autos, die man am Wegesrand sind so schlimm verunglückt sind, dass sie nur noch total Schrott sind. Es verwundert einen nicht, dass wir auch direkt vor uns ein Trotro hatten was quer auf der Seite auf der Straße lag und die Menschen gerade die Güter aus dem Wrack geborgen haben. Ich will gar nicht wissen, wie es denn Menschen geht, denn angeschnallt ist hier eigentlich niemand. Überhaupt werden Verkehrsregeln kaum eingehalten. Die Straßen sind schlecht, die Fahrer fahren viel zu schnell und überholen vor Hügeln und Kurven die man keine 50 m einsehen kann. Das überrascht es nicht, wenn sie auch fast einen Polizisten mit einer Radarpistole überfahren. Auf der Rückfahrt ist unser Auto ganz langsam gefahren, weil wir von einem entgegen kommendem Fahrzeug gewarnt worden. Innerorts wurden wir dann von einem Auto mit ca. 70 km/h überholt. Der Polizist der genau in diesem Ort stand und das Manöver beobachtet hat, hat sich dann auf die Fahrbahn gestellt. Das Auto hat nur mit Vollgas drauf zugehalten. In letzter Sekunde konnte sich der Polizist mit einem Sprung retten. Das ist nur eine von unzähligen Geschichten, die man auf Ghanas Straßen erleben kann. Ich bin nur froh, wenn ich nach einem Jahr ohne Autounfall heil und gesund wieder in Deutschland bin.

2 Kommentare:

  1. Avatar läßt grüßen. Wunderschöne Landschaft. Auch das ist Afrika. Hoffentlich bleibt soetwas erhalten. Gruss Dein Paps

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Maria,
    mit Interesse habe ich deinen Blog gelesen. Kannst ud mir mal deine Mail-Adresse senden? Ich bin auch öfter in ghana und an Projekten dort interessiert. Ich wohne in Berlin
    j.heimendahl@gmx.de
    viele Grüße
    Jens Heimendahl

    AntwortenLöschen