Samstag, 22. Mai 2010

Neues vom Bau

Gestern wurde angefangen das Haus von Außen zu verputzen

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Die Tür ist fertig. Der Schreiner musste sie allerdings ziemlich lange anpassen und zurecht hobeln, weil es natürlich keine genauen Normen für die Türbreite und Höhe gibt, sodass das Loch in der Wand immer unterschiedlich groß ausfällt. Der Schreiner schreinert dann einfach eine Tür die groß genug ist und verkleiner sie dann vor Ort.


Die Schule von Oben

Gestern habe ich einen Ausflug aufs Dach des unfertigen Gebäudes gemacht. Von dort hatte amn einen tollen Ausblick üner die Landschaft und das Geländer der Schule. Am Ende haben einige Mädchen geklatscht, weil ich es geschafft hatte von der Leiter zu kommen.
Letzte Woche war eine Frau im Avokadobaum vor unserem Haus, um die Früchte runter zu holen. Die Abigail und Esie mussten sie auffangen. Einige sind auch genau auf ihre Köpfe gefallen, das muss ganz schön wehgetan haben, denn die Höhe des Baumes und die Größe der Früchte war nicht gering. Meine Gastmutter hat mir auch nicht zugetraut, dass ich es schaffe unter dem Baum die runterfallende Frucht zu fangen, als ich es dann geschafft hatte, haben auch hier alle Leute für mich geklatscht. Das hat manchmal was wie bei einem kleinen Kind, dass überraschenderweise schon laufen kann. Viel zugetraut wird mir als Weißen hier von den Menschen wirklich nicht. (Das beschränkt sich zum Glück ausschließlich auf körperliche "Anstrengungen")




Die Frau in unserem Avokadobaum, ohne jegliche Sicherungen in schwindelerregender Höhe auf dünnen Ästen. Ganz normal. Ich fange eine runterfallende Avokado alle sind begeistert!

Meine erste Klasse

Ich unterrichte in Form 1, also der untersten Klasse Mathe, Englisch und "Food and Beverage Service". Sie sind alle eigentlich sehr lieb und wirklich nett. Natürlich muss ich manchmal streng sein, wenn wieder stundenlang gequatscht wird, oder es Ewigkeiten dauert, bis sie im Klassenraum sind. Insgesamt haben wir aber miteinander Spaß beim Lernen und ich werde sie später wirklich vermissen.







Sonntag, 16. Mai 2010

Verstörende Abendbeschäftigung

Gestern Abend hörte ich auf einmal komische Geräusche aus dem Wohnzimmer. Relativ schnell begriff ich, dass gebetet wird. Allerdings habe ich sie bisher noch nie so laut beten, eigentlich schreien hören. Als ich dann durchs Wohnzimmer ging, konnte ich die ganze Situation erfassen. Ein kleines Mädchen (8 Jahre) lag auf dem Boden, hat sich hin und her gewälzt und komische Geräusche gemacht. Meine Gasteltern und noch ein Mann standen um sie herum haben sie mit einer Bibel geschlagen und „get out in the Name of Jesus“ und „Holy Ghost Fire“ geschrien. Dann wurde auch in Zungen gebetet (was nichts anderes ist, als in einer sinnfreien Sprache zu brabbeln).
Da ich solche Sachen schon oft im Fernsehen hier gesehen habe, wusste ich sofort, dass es eine Dämonenaustreibung war. Außerdem stand die Tür offen (das tut sie abends sonst nie), damit die Dämonen das Haus verlasen können. Das ganze war für jemanden, der an so etwas nicht gewöhnt ist schon echt verstörend. Nach einer Stunde war das ganze vorbei. Meine Gasteltern haben mir dann später bereitwillig alles erklärt.
Das kleine Mädchen kam von selber, weil sie der Meinung war, von Dämonen befallen zu sein. Sie konnte sogar beschreiben, wie sie ausgesehen haben sollen. Sie meinte in ihr sei eine große Kuh mit Hörnern, aus der Schlangen kommen. Diese Dämonen würden sie negativ beeinflussen und sie wolle das nicht. Noch mal zur Erinnerung, das Mädchen ist 8 Jahre. Während der Dämonenaustreibung hat sie die Geräusche und Bewegungen der Tiere/Dämonen in ihr gemacht (anscheinend hatte sie keine Kontrolle mehr über ihren Körper und alles kam von den Dämonen). Nachdem 18 Dämonen aus ihr heraus waren (wie sie das jetzt genau gezählt haben, weiß ich nicht), gab es noch einen ganz schlimmen letzten, insgesamt also 19. Sie dachten sie wären fertig, aber das Mädchen hat die Dämonen noch an der Tür gesehen, auf sie wartend und so mussten sie noch die Dämonen von dem Haus vertreiben. Die ganze Zeit wurde dabei „in the Name of Jesus“ geschrien und mit der Bibel herumgefuchtelt. Meine Gasteltern haben mir später noch viele verstörende Geschichten erzählt, über Dämonen, Hexen und Zauberer. So sollen Schuljungen mal jede Nacht mit dem Kopf ihrer Schulleiterin Fußball gespielt haben und ihn am Morgen wieder am Kopf festgemacht haben. Die Lehrerin hatte dann jeden Morgen Kopfschmerzen. Einer der Jungen hat anscheinend irgendwann gestanden. Am Ende des Gesprächs haben sich meine Gasteltern dann aber auch beschwert wie viele Menschen noch an Juju oder Dschudschu (afrikanische Hexenkunst) glauben. Ob ihr Dämonen und böse Geister glauben (der extrem verbreitet ist) so etwas anderes ist bzw. wirklich christlicher Glauben, ist für mich fraglich.

Kein Aprilscherz

Am Donnerstagabend habe ich mit ein paar Freunden in einem Spot gesessen und irgendwie ist die Entscheidung gefallen, dass der nächste Tag der beste sei, um mir endlich Rastas machen zu lassen. Dazu muss gesagt werden, dass ich eine der wenigen Freiwilligen bin, die diesen Schritt bisher noch nicht gewagt hatte. Man muss alles einmal hier ausprobieren und diese Veränderung ist ja auch nicht auf Dauer.
Am Freitag Mittag habe ich mir daher blonde Synthetikhaare besorgt. Das war gar nicht so einfach, da in den meisten Shops in den ich war, nur schwarze oder lilane Haare verkauft wurden. In einem wollten sie mir sogar gelbes Haar andrehen. Irgendwann hatte ich aber doch zwei Packungen blondes Haar (es gibt allerdings nur einen blonden Farbton) und bin zu einer Hairdresserin. Ich war gegen ein Uhr da, also eigentlich noch genug Zeit, um bis zum Abend fertig zu werden. Allerdings musste ich bis 4 Uhr warten bis ich dran kam. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich das natürlich anders geplant.
Ich war froh, als es endlich los ging. Das Haar wurde verlesen und dann wurde das Kunsthaare mit einer kleinen Strähne meines Eigenhaars verflochten. Es war zwar ein ganz schöner Zug auf der Kopfhaut, aber am schlimmsten war nicht das Flechten, sondern das Herausholen des Eigenhaars aus dem Gesamthaar. Die ghanaischen Frauen haben eigentlich nur sehr kurzer eigenes Haar und daher war die Hairdresserin es nicht gewohnt, so lange Haare aus der Menge an Haaren heraus zu ziehen. Während ich auf meinem Stuhl am Straßenrand saß, haben mir immer wieder andere Freiwillige Gesellschaft geleistet, damit ich mich wenigstens ein bisschen unterhalten konnte. Auch habe ich die anderen Kundinnen beobachtet und die Methoden des Hairdressings sind hier wirklich interessant. Fast jede Frau, die nicht ganz kurze Haar hat, hat Kunsthaare. Entweder lassen sie es sich so einflechten wie ich oder es wird am Eigenhaar festgenäht. Das ist schon komisch, man geht zum Friseur, um sich das Haar annähen zu lassen. Hier ist das aber ganz normal.
Es hat schon ganz schön lange gedauert mir alle Haare einzuflechten. Teilweise haben drei Frauen gleichzeitig an meiner Kopfhaut gezerrt und trotzdem hat alles 6 ½ Stunden gedauert. Am Ende konnte ich schon gar nicht mehr auf dem Stuhl sitzen, obwohl ich sogar 2 Stunden auf einem sehr niedrigen Hocker saß, weil sie die Haare oben auf meinem Kopf flechten mussten. Nach vier Stunden war meine Kopfhaut ein einziger Schmerz. Die Frauen haben dabei unglaublich schnell geflochten und mussten schon gar nicht mehr hinsehen.
Nachdem alle Haar geflochten waren, wurden die überstehenden abgeschnitten und dann alle Haare mit heißen, eigentlich eher kochendem, Wasser übergossen. Dadurch soll sich das Haar besser zusammenziehen und die Rastas länger halten. Ich hatte aber echt Angst, dass sie mir meine Kopfhaut mit dem Wasser verbrühen. Zum Glück ist nichts passiert. Um halb elf abends konnte ich dann endlich nach Hause (ich saß von eins bis halb elf auf einem Plastikstuhl oder Hocker ohne mich viel dabei bewegen zu können!).
Alle hatten mich gewarnt, dass die Kopfhaut total jucken wird, allerdings geht das bisher echt. Klar kratzen kann man sich nicht wirklich, aber viel schlimmer ist, dass das Schlafen und Liegen sehr unbequem ist, denn es ist total hart auf dem ganzen Kunsthaar zu liegen. Ein zweiter unangenehmer Aspekt ist, dass es sehr warm unter den ganzen Haaren auf dem Kopf ist (vergleichbar mit einer Perücke) und das dann bei dem heißen Wetter hier. Aber man muss alles mal ausprobiert haben und eine witzige Erfahrung ist es alle mal und diesmal kein Aprilscherz. Ich bin gespannt, wie lange ich es aushalte und wie lange das Herausflechten der Haare dauern wird.

Von Hinten,...


..., von Vorne,..


..., von der Seite,...


... und fertig!

Montag, 10. Mai 2010

Fast fertig!

Langsam aber sicher nimmt das neue Hostel gestalt an. Der Boden ist fertig, die Kabel sind verlegt und momentan werden die Deckenplatten von innen angebracht. Wir brauchen nur noch eine Tür, Fenster und Moskitonetz, einen Ventilator, Lampen und Scchalter sowie einen Anstrich. Alles außer der Tür und dem Moskitonetz kann aber gemacht werden, wenn die Mädchen schon drinnen schlafen.

Der Boden ist fertig,...


..., die Elektrik verlegt,...


... und die Deckenplatten kommen auch gerade ran.


Who wants to be rich?

„Who wants to be rich“ ist die ghanaische Version von „Wer wird Millionär“. Seid ungefähr einem halben Jahr gibt es diese erfolgreiche Quizshow nun auch im ghanaischen Fernsehen. Gestern Abend habe ich sie dann zum ersten mal gesehen. Das liegt vor allem daran, dass die Show um 20.30 Uhr beginnt und ich da meist schon auf dem Weg ins Bett bin. Der Lebensrhythmus in Ghana ist halt anders und durch die Wärme ist man am Abend so müde, dass man nur noch ins Bett will.
Die Show ist genau die gleiche, wie in Deutschland. Die Grafik ist gleich, die Musik und die Joker, nur die Fragen sind natürlich in Englisch und wie ich finde auch deutlich einfacher. Alle Fragen, die nicht zur ghanaischen Tradition oder Festen war, konnte ich ohne Probleme beantworten. Allerdings kann man auch weniger gewinnen. Was bei uns eine Million Euro ist, ist hier ungerechnet 25.000 Euro. Dabei ist das Leben im Verhältnis zum Gewinnunterschied nicht so viel günstiger. Es ist aber immer noch eine Menge Geld.


Sonntag, 9. Mai 2010

Der Weg ist das Ziel- Eine Reise nach Burkina Faso


Der Sonnenaufgang über dem Volta

Momentan haben wir Ferien und ich habe diese Ferien mit zwei anderen Freiwilligen genutzt, um nach Burkina Faso zu reisen. Fast zwei Wochen waren wir unterwegs und für uns war der Weg das Ziel. Gestartet sind wir in Akosombo. In Akosombo ist die Staumauer, die den Volta Fluss zu einem gigantischen See aufstaut. An der Staumauer wird Strom für einen Großteil Ghanas gewonnen.
Von Akosombo sind wir mit einem Fährschiff nach Yeji gefahren. Die Fahrt hat gut 31 Stunden gedauert. Da das Schiff nur einmal die Woche abfährt, wollten wir es auf keinen Fall verpassen und waren schon einige Stunden vor der Abfahrt da. Wir hatten vor der Abfahrt noch überlegt, ob wir uns eine Schilfmatte kaufen sollen, so wie im Reiseführer empfohlen, denn auf dem Fährschiff fahren zwar Passagiere mit, aber es hat keine Kabinen, Betten oder ähnlichen Komfort. Wir haben uns dann dagegen entschieden und an Bord festgestellt, dass es eine sehr harte Nacht nur auf dem Stahlboden werden wird. Aber unsere Ängste waren unbegründet, denn wir waren drei weiße Mädchen alleine in Not und an Bord waren auch ein paar junge Soldaten und andere ghanaische Männer. Nach einigen freundlichen Unterhaltungen hatten wir zwei Matratzen bekommen (die Männer hatten dann gar nichts) und eindeutig weicher geschlafen, als die anderen auf ihren Schilfmatten. Die Menschen haben überall an Bord verteilt geschlafen. Manche, wie wir oben neben der Brücke, andere in einer sehr vollen Gemeinschaftsunterkunft, oder wieder andere in den Holzkisten, die für den Transport von Jam auf der Rückfahrt gedacht waren.



Die Fahrt an Bord war sehr schön und man hat die sich langsam verändernde Landschaft vorbeiziehen sehen können. Vom doch sehr feuchtem und grünem Süden Ghanas zum trockenem und eher braunem Norden. Auch die Häuser wurden einfacher und so etwas wie Häfen gab es nicht. An einem Dorf wurde einfach an das Ufer gesteuert und die letzten paar Meter mussten die Menschen durch das Wasser warten um vom Schiff zum Ufer zu kommen oder umgekehrt. Gepäck und Fahrräder wurden wie immer auf dem Kopf übers Wasser getragen.


Auf der langen Fahrt konnte man auch die Ausmaße des Voltas erahnen. Man ist sich teilweise vorgekommen, wie auf einem Meer, denn man konnte nur schwer das Ufer in der Ferne erkennen.Außerdem ist man zwei Tage lang nur geradeaus gefahren und es ging immer noch weiter. Da der Volta vor ca. 40 Jahren aufgestaut wurde, mussten viele Dörfer umsiedeln und man erkennt immer noch die Überreste der Bäume, die einmal dort gestanden haben, wo jetzt Wasser ist.



Am späten Abend des nächsten Tages sind wir in Yeji angekommen und haben dort erst einmal übernachtet. Am nächsten morgen ging es mit einem „Speedboot“ über den Volta. Auf der anderen Seite des Ufers geht nur ein einziger Bus am Tag nach Tamale, der Hauptstadt der Northern Region und die Plätze sind begehrt, also wollte jeder so schnell wie möglich hinüber. Es fuhr noch eine Fähre, aber die braucht eineinhalb Stunden, dass Speedboot nur eine halbe. Unter dem Wort Speedboot hätte ich mir aber wirklich etwas anderes vorgestellt. Es handelte sich dabei um eine ca. 3 Meter breites und 15 Meter langes Holzboot, in dem Wasser einlief. In Deutschland wäre damit wohl keiner gefahren. Aber gut, es hatte einen Motor. Als wir das Boot gesehen haben, stellte sich aber das Problem wie reinkommen, denn es gab keinen Einstieg oder Leiter. Man musste die 1,5 Meter hohe Rehling aus eigener Kraft überwinden. Erschwert wurde es noch durch unsere Rucksäcke mit Gepäck für zwei Wochen, durch die der Schwerpunkt der Körpers doch etwas nach hinter verlagert wurde. Das Boot war dabei nicht etwa an Land vertaut, sondern im Wasser. Man stand also im Wasser hatte einen schweren Rucksack auf den Schultern, seine Schuhe in der Hand und eine 1,5 Meter hohe Wand vor sich. Irgendwie haben wir es dann doch geschafft und die Ghanaer haben sogar Motorräder und andere schwere Güter eingeladen. Es gab keine Sitzplätze, dafür haben Händler Handyguthaben und Essen auf der Rehling balancierend verkauft. In dem Boot waren dann ca. 70 Leute und ich kam mir vor wie auf einem Flüchtlingsschiffen, die man im Fernsehen sieht. Wir hatten kaum Wellengang und waren nur eine halbe Stunde zusammen gepfärcht ohne Schatten oder Wasser. Ich kann mir nun wirklich gut vorstellten, was für unmenschliche Bedingungen auf den Flüchtlingsschiffen des Mittelmeers herrschen müssen, in denen die Menschen für mehrere Wochen sind. Auf der anderen Seite des Voltas wurde ich beim hinausspringen noch gewarnt, dass man etwas einsinkt, ich war dann aber doch sehr überrascht, als ich bis über die Knie im Schlamm steckte. Das meine kurze Jeans Hose daraufhin den ganzen Tag nass war, brauche ich, glaube ich, nicht zu erwähnen.


Obwohl wir vor der Fähre da waren und nach dem Aussteigen sofort Richtung Bus gerannt sind (gut die anderen, ich musste mich aus dem Schlamm befreien), haben wir keinen Platz mehr bekommen. Wir mussten daher mit einem Trotro nach Salanga und dort umsteigen. Aber auch die Plätze im Trotro waren begehrt und so war unser Gepäck auf dem Dach und wir saßen mit 5 Leuten auf einer Bank für drei Personen. Auch für die Beine gab es kaum Platz. In Deutschland wäre es ein Bus für 12 Leute, wir waren 23 Leute mit Gepäck! Es war tierisch heiß und die Strecke voller Schlaglöcher und durch das geöffnete Fenster kam vom Dach irgendeine fischige Flüssigkeit hinein getropft. Auch das nächste Trotro in Salanga war wieder einmal komplett überfüllt und man fragt sich bei diesen Zuständen öfters mal, wo denn eigentlich Amnesty International steckt. Es ist schwer diese Eindrücke gut zu beschreiben, aber es war eines der härtesten Sachen, die ich je in meinem Leben gemacht habe. Überraschenderweise haben wir am Abend dann aber doch noch lebend Tamale erreicht.

Von Tamale ging es am nächsten Morgen nach Bolgatanga und von dort nach Paga der Grenzstadt zu Burkina Faso. Die Landschaft im Norden ist ganz anders als im Süden. In der Savannenlandschaft stehen Lehmhütten mit Strohdächern oder für die Sahelzone typische Lehmbauten mit Flachdächern. Einige Häuser waren sogar bemalt. Die Menschen sind auf Fahrrädern, Motorrädern oder mit Esels karren unterwegs. In Südghana habe ich noch nie Esel gesehen, der Norden ist allerdings voll davon. Auch gibt es hier viele Rinder- und Ziegenherden, die entweder alleine umherziehen oder von einem Hirten mit Stock und Strohhut begleitet werden.



An der Grenze mussten wir uns auf der ghanaischen Seite aus stempeln und dann ein Visum an der burkinischen Grenze für 10.000 CFA (15 €) für eine Woche kaufen. Natürlich sind wir in den Duty Free Shop gegangen, der zwischen den beiden Grenzstationen lag. Das war schon echt unreal, weil man sich mitten in der afrikanischen Savanne befindet, die Leute Wasser aus Brunnen auf Esels karren in ihre Lehmhütten transportieren und wir dann vor einem Duty Free Shop (der fast nur Alkohol hatte) standen.

Die vierstündige Fahrt von der Grenze in die Hauptstadt Ouagadougo war auch ein Erlebnis für sich. Es waren natürlich einmal wieder viel zu viele Menschen in dem Kleinbus, aber auch andere Fahrgäste. So hatten wir im kaum vorhandenen Kofferraum einen Schafbock und drei Ziegen, auf dem Schoß eines Mannes zwei lebende Hühner und auf dem Dach bei unserem Gepäck eine weitere Ziege. Diese hat zwischendurch einige herzzerreißende Laute gemacht, sodass unsere Made (der der das Geld einsammelt), bei 90 km/h durchs Fenster aufs Dach gestiegen ist und dort über eine Stunde saß. Wir hatten uns auf der Fahrt mit Sonnencreme eingeschmiert (die Sonnenintensität ist schon sehr stark und wir wollten wenigstens versuchen nicht zu verbrennen). Ein älterer Mann hat dann seine Hand ausgestreckt und wollte etwas von der Sonnencreme abhaben. Er hat es zwar nicht gebraucht, aber wir haben ihm trotzdem etwas gegeben. Er hat sich damit aber nicht eingeschmiert, sondern es in den Mund genommen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen hat es ihm nicht geschmeckt und er hat es uns wieder zurück gegeben. Der Versuch ihm zu erklären, dass man sich damit einschmiert war vergeblich. Die Kommunikation in der Woche war auch eine Geschichte für sich, denn keiner von uns drei konnte Französisch und so haben wir gemalt und gestikuliert und am Ende einige Wörter Französisch gelernt.
Die Straße führte auch durch einen National Park und ich habe sowohl auf der Hinfahrt, als auch auf der Rückfahrt Elefanten nicht weit von der Straße entfernt gesehen.

Burkina ist viel ärmer als Ghana, das konnte man schnell erkennen. Die Menschen wohnen in Lehmhütten und haben einen Brunnen für das ganze Dorf.






Autos habe ich fast keine gesehen, nur Esels karren und Fahrräder und die paar Buschtaxis, die es gab, waren total überladen. Menschen sind auch auf der Ladefläche von Lkws, Dächern und Außen, an den Türen hängend, mitgefahren.


Außerhalb der Hauptstadt kann man auch nur schwer Dinge kaufen und wenn man es kann, sind sie sehr teuer. Wasser zum Beispiel kostet das dreifache wie in Ghana. Fast alles wird importiert. Da wundert es einen nicht, dass Burkina Faso das zweit ärmste Land der Welt ist und es sehr viele bettelnde Menschen gibt. Nur Mangos gab es momentan im Überfluss (es ist auch Mangozeit). 4 große Mangos haben umgerechnet 35 Cent gekostet und so haben wir in den Tagen unglaublich viel Mangos gegessen.



So wachsen Mangos

Nachdem wir einen Tag in der Hauptstadt verbracht haben, sind wir zu einer Freiwilligen nach Banfora gefahren, die ich vom Zwischenseminar kannte. Bafora liegt im Südwesten Burkinas und ist die feuchteste und viele sagen, die schönste Gegend Burkina Fasos. Drei Tage haben wir dort verbracht. Die Freiwillige wohnt bei Nonnen, die auch ein Guesthouse haben. Wir haben einen Ausflug zu Sandsteinfelsen gemacht, auf die wir auch geklettert sind. Das war unglaublich warm. In der Hauptstadt hatten wir ein Thermometer gesehen. 44 Grad Celsius!!! Kein Wunder, dass ich andauernd das Gefühl hatte zu vertrocknen und wir auch alle trotz Sonnencreme einen leichten Sonnenbrand hatten.



Wir sind dann, um uns abzukühlen, zu Wasserfällen gefahren, in denen wir auch gebadet haben. Die Landschaft war wie in einer Filmkulisse.



Essen waren wir bei Mc Donald. Ja, das gab es da. Allerdings ohne „s“ am Ende. Trotzdem konnten wir Pommes, Burger und Crêpe essen. Das war schon ein Traum. Es ist auch echt witzig, wie wichtig allen Freiwilligen das Essen geworden ist. Wenn man vom Heimkehren spricht, drehen sich die Gespräche zu 90 Prozent um das tolle Essen in der Heimat. Wenn man sich darüber unterhält, was man vermisst oder gerne hier hätte, kommt nach Freunden und Familie immer sofort das Essen. Das Essen hier in Ghana ist aber auch wirklich einseitig.
Am Abend waren wir noch auf einem See. Wir sind mit einem Kanu, aus dem erstmal das Wasser geschöpft werden musste, auf den See hinaus gefahren. Nach einiger Zeit dann konnten wir Nilpferde sehen. Zuerst nur eins, dann ist unser Führer aber zu einer anderen Stelle gepaddelt und dort war eine ganze Gruppe Nilpferde, die gefressen haben. Es waren mindestens 6 Stück. Genau kann ich das nicht sagen, weil immer welche untergetaucht waren und anderswo wieder hoch kamen. Außerdem war es schon etwas dämmerig, weshalb wir auch nicht sehr lange auf dem See bleiben konnten, weil es schon bald dunkel wurde. Die Geräusche der Nilpferde und die Tatsache, dass wir nur wenige Meter ohne Zaun oder Graben von einem der gefährlichsten Tiere der Welt entfernt waren, war aber schon echt beeindruckend.




Ich nehme viele toller Erlebnisse und Eindrücke mit, aber auch eine Erkältung, denn auf dem Rückweg sind wir mit einem klimatisierten Reisebus gefahren. Wir sind von Ouagadougo nach Accra in einem Stück durchgefahren und waren 24 Stunden auf dem Weg. Daher haben wir uns den Luxus eines eigenen Sitzplatzes und einer Klimaanlage bei über 40 Grad gegönnt. Wir hatten uns schon gefreut, eine Fahrt ohne Tiere zu haben, da hatten wir uns aber getäuscht, denn im Gepäckraum des Busses sind 6 Schafe mitgefahren. Obwohl sie nicht viel Platz hatten und in 24 Stunden weder getränkt, noch frische Luft bekommen haben, ging es ihnen wirklich gut, im Vergleich zu den Zeigen, die ich während der Fahrt gesehen habe. Aus einem Reisebus heraus hat man einen guten Blick auf die Dächer von den Kleinbussen. Auf einem waren ca. 20 Ziegen, die an den Hufen zusammengebunden und flach auf dem Dach bei 40 Grad in der prallen Sonne festgeschnürrt waren. Die Zeigen haben sogar noch gelebt, denn einige haben versucht ihr Hälse zu recken und man konnte die Panik und das Weiße in ihren Augen sehen. So etwas wie Tierschutz gibt es hier nicht und die Tier werden auch nur unwesentlich besser als die Menschen transportiert.
Die Rückfahrt war zwar lang, aber auch okay. Nur, dass man bei 20 Grad in der Klimaanlage echt gefroren hat und mein Pullover ganz tief in meinem Rucksack war und ich natürlich zu faul, ihn raus zu holen. Jetzt bin ich verschnieft und holen meinen Schlafmangel nach. Schlafen konnte man trotz des eigenen Sitzplatzes nicht, denn es liefen über einen Fernseher die ganze Zeit ghanaische Filme in unertragbarer Lautstärke.
In den zwei Wochen habe ich noch einmal eine ganz andere Seite Westafrikas kennen gelernt. Daher ist es gut, nicht nur im Land selber zu reisen, sondern auch in andere Länder. Ich habe das gesehen, was man sich vorstellt, wenn man an Afrika denkt. Savanne, Tiere, Nomaden, Lehmhütten und Armut. Aber das ist wirklich nur ein kleiner Teil Westafrikas.

Eindrücke aus Banfora, der grünsten und viele sagen schönsten Gegend Burkina Fasos





Zwei Tankstellen. In den Flaschen ist Benzin oder ein anderer Kraftstoff für die Motorräder.