Mittwoch, 30. Juni 2010

"Teil der Schule"

Vor ein paar Tagen hat Francisca zu einer anderen Freiwilligen, die mich in der Schule besucht hat, etwas sehr schönes gesagt. Sie meinte "Maria ist keine Freiwillige, sie ist Teil dieser Schule". Das hat mich wirklich unglaublich gefreut und meinen Eindruck bestättigt,dass ich im Laufe des Jahres zu einem festen Bestandteil von Frankeve geworden bin. Ich kann mir mittlerweile nur schwer vorstellen, was ich mache, wenn ich meine ganzen Mädchen nicht mehr jeden Tag sehe. Ich werde sie schrecklich vermissen und momentan versuche ich die Zeit, die mir noch bleibt so gut wie möglich zu nutzen. Daher biete ich jetzt am Nachmittag Unterricht im Servierten Falten an. Da ich eigentlich total unbegabt in soetwas bin, habe ich mir letzten Samstag einige Figuren mit Hilfe des Internets selber beigebracht. Beim Hasen und Fisch bin ich glorreich gescheitert.
Trotzdem kann ich jetzt einige Figuren und zeige diese am Nachmittag Schülern, die freiwillig länger bleiben. Das ist aber schwerer, als ich gedacht habe, denn Gebastelt so wie wir mit unseren Eltern oder in der Grundschule haben die hier als Kinder nicht und dadurch wird sauberes Falten schon zu einem großen Problem trotz ihres Alters. Ein anderes Problem war, dass ich nur billig Servierten kaufen konnte, wie man sie an einer Würstchenbude bekommt, denn die anderen gab es nirgends (Ghaner geben für so was kein Geld aus), und so waren die Figuren nicht so standhaft, wie sie sollten. Trotz aller Schwierigkeiten, sind die Mädchen meist sehr begeistert, wenn dann ihre Bischofsmütze, Fächer oder Rose steht und ich muss bei jedem einzelnen sagen, dass es toll aussieht, bis sie ganz zufrieden sind.





"Meine Mädcchen", deutsch-ghanasiche Freundschaft, trotz des Sieges der deutschen Nationalmannschaft gegen Ghana.


Matheunterricht in Form 1

Freitag, 25. Juni 2010

Auf der anderen Seite der Brücke

Diese Bilder habe ich gestern auf der anderen Seite der Brücke in Swedru aufgenommen. In einem Buchladen, in dem ich war, stand das Wasser bis 1,40 Meter. Die Linien konnte man deutlich an der Wand sehen. Dieser Laden liegt ca. 500m vom Fluß entfernt.

Diese zwei Bilder zeigen wie die Straße im normalen Zustand aussieht.



Alle Bilder von der Verwüstung sind in den selber 400 Metern aufgenommen.
Nach dem Wasser. Den Fluß kann man von hier gar nicht sehen. Die meisten dieser Häuser sind Läden. Hinter ihnen stehen die vielen Hütten (Holz, Wellblechdach) in dem Menschen gewohnt haben.


Die eine Brücke selber steht noch, die Straße dahinter ist weg. Das war die Hauptstraße Swedrus.


Links am Rand bahnen sich Menschen über Steine und Holplanken einen Weg auf die andere Seite. Da keine Autos fahren können, verdienen sich jetzt viele Menschen ihr Geld als Lastenträger von der einen Seite auf die andere. Wie sollte eine Frau sonst alleine einen Kühlschrank oder ähnliches transportieren. Da es die einzige Stelle in Swedru ist, die einigermaßen passierbar ist, gab es heute eine mehrere 100 Meter lange Schlange und Polizisten kontrollieren die drängenden Massen mit "Cains" (dünne Schlagstöcke, die eigentlich für die Schule und Kinder sind).
Im Hintergrund sieht man eine Metalkonstruktion, die als Übergang gebaut wird.


Man kann den Rückgang des Wasser hier gut, mit einem Bild vom letzten Eintrag vergleichen. Trotzdem ist auch hier das Wasser noch weit über seinem eigentlichen Flussbett. Man kann die Palme gut als Orientierung nehmen.


Verwüstung


Hier standen mal Häuser und Container (Läden).



Vom Wasser umgestürtzte Autos.




Meiner Meinung ist auch dieses Haus, obwohl es noch steht, so geschädigt, dass es abgerissen werden sollte. Ich glaube nicht das die Statik noch ok ist.


Auch hier stand vorher mal was, denn diesen Blick zwischen die Häuser gab es vorher nicht.


Bei diesem Haus fehlt die ganze Seitenwand.

Dienstag, 22. Juni 2010

A real disaster

Momentan herrscht in Swedru Ausnahmezustand. Schulen sind geschlossen und das öffentliche Leben stark eingeschränkt. Der Grund dafür ist, dass es seit Sonntagabend zwei Swedrus gibt. Es gibt den Süden, in dem ich wohne und den Norden, im dem das Stadtzentrum liegt und das ich momentan nicht erreichen kann und es auch besser nicht versuche.
Die ganze Nacht zum Sonntag bis zum Nachmittag hat es geregnet. 14 Stunden tropischer Platzregen ohne Unterbrechung. So einen Regenschauer habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt. Schon die Woche vorher hat es viel geregnet. Am späten Sonntag Nachmittag kamen dann die ersten Meldungen, dass das Wasser des eigentlich kleinen Flusses, der durch Swedru fließt über die Ufer getreten sei. Als es gedämmert hat bin ich mit meiner Gastfamilie zur nächstgelegen Straße, die den Fluss auf einer Brücke überquert. Als ich aus dem Haus kam, fing ich schon an mich zu wundern, den normalerweise kann man den Fluss nicht rauschen hören, so allerdings an diesem Abend. Als ich aus unserer Siedlung auf die Straße kam, wurde mir klar, wie groß die Ausmaße der Überflutung sein mussten. Unzählige Menschen waren da und Leute haben ihre Sessel und Kleider aus ihren Häusern auf die Straße geschleppt, an der sie Freunde abgeholt haben. Schockiert war ich, als ich nach wenigen Metern am Wasser stand. Besser gesagt, dass Wasser stand auf der Straße. Es war schon dunkel und den Fluss selber konnte man nur hören. Das Wasser war aber bis zu 200 Meter weiter als das eigentliche Flussbett verläuft. Dazu liegt der Fluss relativ tief in einer Senke. In der Trockenzeit war der Fluss gerade mal Knöcheltief und man hat in dem riesigen Flussbett nach dem Wasser gesucht. In der Dunkelheit hätte ich eigentlich die Umrisse der Brücke sehen müssen, allerdings waren dort nur Unmengen von tosendem Wasser.
Im Laufe des Abends hat man von Bekannten immer mehr Geschichten gehört. Auch ein anderer Freiwilliger musste seine Sachen räumen und umziehen. Einige junge Männer haben auch bei uns geschlafen, weil sie den Fluss nicht mehr überqueren konnten und so nicht nach Hause kamen.
Seit Sonntagnachmittag bis Montagabend hatten wir auch keinen Strom, über 30 Stunden. Auch Wasser haben wir seit Sonntag keins mehr und nach Aussagen eines Klempners ist irgendwo ein Hauptrohr vom Wasser zerstört wurden und es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis wir und ganz Swedru wieder Wasser bekommen. Aber das sind nur meine kleinen persönlichen Probleme, die Ausmaße hat man am Montag morgen gesehen. Die beiden Brücken, die Swedru Süd und Nord verbinden sind zerstört. Die Straßen am Fluss wurden weggespühlt. Unzählige Häuser in der Nähe des Flusses sind zerstört, die Güter in den Geschäften nicht mehr verkaufbar und das allerschlimmste es gab viele Tote. Menschen haben versucht ihre wenigen Habseligkeiten zu retten und sind dabei vom Wasser mitgerissen worden, manche scheinen auch eingeschlossen worden zu sein. Es ist fast unvorstellbar, wenn man weiß, wo dieser kleine Fluss (nicht größer als die Este) überall hingekommen ist. Rettungsboote und Helikopter gibt es hier nicht, es war noch nicht mal viel Polizei zu sehen, die die Bruchstellen der Straßen gesichert hätte.
Swedru ist in einer Senke gelegen, durch die der Fluss fließt. Ich habe Glück und wohne auf der Spitze eines der Swedru umschließenden Hügel und so ist das Wasser nicht in unsere Nähe gekommen. Meine Familie und auch ich kennen aber viele, die betroffen sind. Der Vater meiner Schulleiterin hat die gesamte Ausstattung seines Geschäftsverloren, die Schwester meiner Schulleiterin ihr Haus und all ihr Hab und Gut und auch ein Vater einer Schülerin soll gestorben sein. Auch Container sind davon gespühlt worden, in denen die Menschen ihre Geschäfte, Werkstätten oder Friseursalons haben. Von einem sollen auch Hilfeschreie gekommen sein, denn die Besitzer hatten sich vor der Welle auf das Dach gerettet und wurden dann davon gespühlt.
Von diesen Beispielen kann ich unzählige aufzählen. Auch jetzt ist meine Gastmutter bei einem weiterem Bekannten, der alles verloren hat. Die Menschen berichten von Kühlschränken, die auf dem Fluss schwimmen, Maschienen, Matratzen und alles erdenklich mögliche.
Am Montag ist Markttag und so war gestern morgen die Stadt voller gestrandeter Menschen aus den anderen Dörfer und vom Meer, die ihren Fisch oder ihr Obst und Gemüse verkaufen wollten. Zum Markt gab es aber kein Durchkommen. Eine Brücke „steht“ zwar noch, ist aber stark Einsturz gefährdet. Hinüber gehen sollte man besser nicht. Autos ist es strikt verboten sie zu überqueren (eigentlich auch den Menschen). So haben die ganzen Marktfrauen einfach auf einer Tankstelle und der Straße angefangen ihre Sachen zu verkaufen. Mit den ganzen in eine Sackgasse laufenden Autos, den Marktfrauen und Schaulustigen, war das Chaos perfekt.
Heute war der Regionalminister da, um die Verwüstungen zu begutachten. Wir alle hoffen, dass schnell viele Mittel genehmigt werden und die Straße, Brücken und Häuser wieder repariert werden. Dabei wird es sich aber ausschließlich auf die öffentlichen Infrastrukturen beschränken, denn selbst über die Mittel dafür wird diskutiert und ein Brücke brauchen wir nun wirklich.
Schlimm für die Menschen ist, dass sie ihr gesamtes Hab und Gut oder sogar Verwandte verloren haben und ich kenne keinen, der hier gegen so etwas versichert ist. Viele haben ja noch nicht mal eine Krankenversicherung. Außerdem haben in den betroffenen Gebiet besonders viele ärmere Familien gewohnt. Die mit mehr Geld haben außerhalb größere Häuser errichtet.
Leider kann ich das lokale Radio nicht verstehen, da es nur auf Fante ist, aber es ist auf jeden Fall eine Naturkatastrophe, die Swedru so noch nicht erlebt hat. Einige versuchen aber das beste daraus zu machen und sammeln die ganzen Hausgegenstände ein, um sie wieder zu verkaufen.
Seit Sonntagnacht geht das Wasser zurück und zum Glück hat es seitdem auch nicht mehr geregnet, allerdings donnert es momentan schon wieder und der Himmel ist dunkel. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Situation stabilisiert und kein weiterer Regen neues Wasser bringt, dass angeschlagenen Häuser und Straßen zum Einsturz bringt.
Das Fußballspiel Ghana Deutschland morgen kann ich nun nicht bei einem anderen Freiwilligen mit Beamer und Leinwand sehen, denn der wohnt in Swedru Nord und ich in Süd. So etwas wird bei einer Katastrophe diesen Ausmaßes aber unwesentlich.

Die Bilder sind am Monatgmorgen aufgenommen worden, 14 Stunden nach dem Scheitelpunkt der Flut.
Hier war mal der Bypass, eine Straße. Die Brücke steht noch halbwegs, die Straße zur Brücke ist weggespühlt. In der Nacht war das Wasser noch 150 Meter weiter ausgedehnt, als vom Standpunkt der Aufnahme.


Die Häuser waren in der Nacht vorher noch alle komplett überflutet.







Die Palmen standen vorher nicht im Wasser.



Selbst Steinhäuser sind zerstört, die Blech-, Lehm- und Holzhäuser in den Siedlungen wurden weggespühlt oder sind komplett eingestürzt.



Allerlei Hausrat ist angespühlt worden und sammelt sich an der Brücke. Die Wasserkante lag vor der Flut drei bis vier Meter unter der Brücke. In der Nacht war das Wasser höher als die Brücke.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Regenzeit

Im Reiseführer über Ghana steht zu den Jahreszeiten "Der März ist der heißeste Monat (30 Grad), der Juni landesweit der wasserreichste, der Januar der trockenste und - für manche überraschend- der August der kühlste Monat (26 Grad) in Ghana."
Diese Angaben kann ich nun, da ich die meisten dieser Monate hier erlebt habe nur bestättigen. Ich kann mich nicht erinnern, dass es im Januar überhaupt geregnet hat und wenn, dann vielleicht ein oder zwei mal für eine halbe Stunde. Im März bin ich in der Hitze fast gestorben und die 30 Grad sind auf jeden Fall untertrieben! Ich habe Thermomenter mit 35 Grad im Schatten gesehen um 9 Uhr morgens und das war nichts im Vergleich zu den Temperaturen am Mittag in der Sonne. Ohne Ventilator konnte ich es überhaupt nicht aushalten und schlafen konnten selbst die Ghanaer schlecht, weil es einfach zu warm war. Morgens ist man um 6 Uhr freiwillig aufgestanden, weil man im Bett zu sehr geschwitzt hat. Zum August kann ich noch nichts sagen, aber Anfang September als ich gekommen war, konnte ich teilweise eine lange Hose tragen und am Abend am Wasser einen ganz dünnen Pullover anziehen (was ein paar Wochen später nicht mehr nötig war).
Jetzt aber mal zu dem Grund, warum ich das alles schreibe. Seit Mitte Mai hat es öfters mal geregnet, so alle 3 Tage mal ein Schauer, der ein Stündechen gedauert hat. Ich hatte mich schon gefreut, dass Regenzeit doch nicht so viel Regen zu bedeuten schien. Seit zwei Wochen sieht das ganze aber anders aus. Es regnet nun täglich. Die letzte Woche war besonders schlimm. Es hat fast ohne Pause geregnet und tropische Regen sind heftiger als die deutschen. Die Sonne war immer nur für wenige Minuten zu sehen. Gestern wurde es besonders "kühl" durch den Regen. Ich habe im Wind fast etwas gefröstelt. In der Nacht musste ich mich das erstemal seit 9 Monaten zudecken! Allerdings mehr mit einem Lacken, als einer Decke. Besonders schlimm, war es am morgen. Wir haben kein warmes Wasser und so muss man kalt duschen. Daran habe ich mich eigentlich gewöhnt, und zum Glück ist das Wasser von den warmen Temperaturen und der Sonne meist auch etwas aufgewärmt, nun aber tut es fast weh, mit diesem kalten Wasser zu duschen. Heute morgen habe ich zum ersten mal seit ich hier bin eine lange Jeanshose angezogen. Bisher war es immer zu warm dafür, in der Erwartung, dass auch dieser Tag nicht zu heiß wird. Zu heiß war er nicht, aber gegen Mittag ist die Sonne rausgekommen und es war dann doch ganz schön warm.
Aber das sind meine wirklich kleinen persönlichen Problem, viel schlimmer ist, dass das viele Wasser sie ganzen Straßen (die meisten sind ja aus Sand) wegspühlt. So liegen Wasserrohre frei, die gerne mal brechen, wenn ein Auto drüber fährt. Auf dem glitschigen Lehmboden kann man auch ganz leicht ausrutschen (was ich schon selber erfahrenn habe). In machen Häusen, die nicht so gut gebaut sind, regnet es auch gerne mal rein. Am schlimmsten ist jedoch das einige Orte rund um Kumasi (der zweit größten Stadt) von dem ganzen Wasser überflutet worden. Der Hauptgrund liegt aber anscheinend darin, dass die Abflüsse verstopft waren und Unrat den Fluß, der das Wasser sonst abführt, blockiert hat. Der Juni ist also definitiv der wasserreichste Monat.
Ich hoffe, dass das Wetter bald besser wird, zumindest, wenn ich im Juli etwas Urlaub machen will und Sonne tanken kann, bevor ich im August wieder nach Deutschland komme.

Das Bild zeigt den Weg zu meiner Schule. Die Schneise ist in der letzten Wochen vom Regen ausgespühlt worden.

Mittwoch, 9. Juni 2010

Schulleben

Die meiste Zeit hier in Ghana verbringe ich in der Schule und mit den Mädchen. Auch heute war ich erst um kurz vor fünf zu Hause, weil ich noch extra classes gegeben habe. Die Wochen, die mir noch in Ghana bleiben, kann ich mittlerweile schon zählen. Am Freitag wird die Lehrerin für Fashion verabschiedet, sie geht nach Kumasi an die Uni. Vielleicht liegt es daran, dass momentan alle an Abschied denken und auch die Schülerinnen fragen mich öfters, wie lange ich noch da bin. Viele sind traurig, dass ich nicht bei ihrer Graduation im Dezember dabei bin und ich höre schon jetzt Sätze wie "Madame ich werde dich vermissen". Das fängt langsam an mich traurig zu machen, wenn ich an den Abschied denke, obwohl es noch so viel Zeit bis dahin ist. Ich weiß schon jetzt, dass der Abschied sehr schwer wird und ich ja auch nicht weiß, ob ich sie jemals wiedersehen werde. Meine Zeit bishierhin in der Schule war so toll. Ich habe mir daher vorgenommen, die noch verbleibende Zeit so doll wie möglich zu nutzen.
Ich bin froh in diesem Projekt arbeiten zu können.

Eunice, Patience and Patricia beim Wasserholen.


Während der praktischen Prüfungen hatte ich keinen Klassenraum und musste mit meinem one year couse in das fast feritge Hostel. Zum Glück waren an diesem Tag nur wenige da. Ohne Tafel, Buch und Tisch, unterrichten ist hier manchmal eine wirklich Herrausforderung.


Die praktische Kochprüfung. Die Tische, Gaskocher und Spülen wurden aus der engen Küche in meinen Klassenraum gebracht.


Spaghetti und Obstsalat


Anschließend wurden die Menüs in der Küche zur Bewertung ausgestellt.


Die Schülerinnen meines one year course nach ihrern Practicals. Später habe ich einiges zum Probieren und Essen bekommen. Ich bin eindeutig in der richtigen Schule:)


Nicht nur die Cateringschüler sind fleißig, auch die Fashionstudents schneidern weiter an den Taschen und anderen kleinen Dingen, die ich mit nach Deutschland bringen werde.


Joyce hat immer Spaß beim Nähen.

Backen

Gestern habe ich mit einer anderen Freiwilligen leckere Muffins gebacken. Aufgrund der doch etwas schwierigeren Umstände in ghanaischen Küchen, denke ich, dass die Backmischung in Ordnung geht. Wir hatten auch kein Rührgerät und so mussten zwei Gabeln und die eigene Kraft ausreichen. Für den Gasoffen musste ich mir Hilfe holen, ich wollte ja nicht, dass das ganze Haus am Ende in Flammen steht oder noch schlimmer ich. Geschmeckt hat es trotzdem.


Dienstag, 1. Juni 2010

Wli Wasserfall

Am letzten Wochenende bin ich mit einer weiteren Freiwilligen in die Volta Region gereist, genauer gesagt zum Wli Wasserfall, dem höchsten Wasserfall Westafrikas.

Am Freitag sind wir gleich nach der Schule los, trotz dessen war es schwierig ein Trotro nach Hohoe zu bekommen, weil so viele Menschen am Freitag reisen. Gegen einen viel zu hohen Fahrpreis sind wir dann aber doch noch in ein Auto gekommen. Als der Fahrer das Angebot machte, sind alle Ghanaer gerannt und wir dann auch, um noch einen Platz im Auto zu bekommen. Es wurde gedrängelt und geschubst, einige sind sogar durch die Heckklappe rein. Zum Glück konnten wir uns die Beifahrerplätze sichern. Am Samstag morgen sind wir dann von Hohoe der Distric Hauptstadt nach Afgame, dem kleinen Ort in der Nähe des Wasserfalls. Im ersten Hotel in dem wir waren, gab es keinen Platz und so sind wir zum zweiten und letzten Hotel des Ortes dem Wli Heights Hotel. Auf dem Weg dorthin bin ich nur äußerst knapp einem Hundebiss entkommen. Hunde laufen hier alle frei herum und ich bin für deren Geschmack zu nah am Haus vorbei gegangen. Noch nie habe ich Hunde ca. 1 m von mir entfernt gehabt, die es so erst gemeint haben. In letzter Sekunde haben sich die Besitzer, die zum Glück vor der Tür neben den Hunden saßen, dazwischen gestellt. Ich hatten einen der vier schon in meinem Bein gesehen.
Das Wli Height Hotel war sehr schön und das Personal wirklich nett. Auch das Essen in dem Restaurant am Abend war sehr gut.
Nachdem wir unsere Rucksäcke untergebracht haben ging es sofort weiter, denn wir hatten ja noch einiges vor an diesem Tag. Mit einem Guide sind wir zuerst durch einen Wald eine relativ flache Strecke zu den „lower falls“ gelaufen. Für den Begriff „wandern“ war unser Tempo echt zu schnell und so war es kein Wunder, dass ich andauernt zurück blieb, weil ich mir irgendwelche Schmetterlinge oder Bäume angeguckt hatte. Außerdem hatte ich noch eine Tasche mit 3 l Wasser zu tragen, weil der Guide beim losgehen meinte wir hätten zu wenig dabei.

Nach einer halben Stunde strammen Gehens, hatten wir die Lower Falls erreicht. Natürlich sind wir sofort ins Wasser und haben Bilder gemacht. Die ganze Felswand neben dem Wasserfall, war voll mit Fledermäusen. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so viele Fledermäuse gesehen und werde es wahrscheinlich auch nicht wieder. Ohne zu übertreiben, es waren bestimmt eine Million oder zumindest einige hundert Tausend.

Nun sollte aber erst der wirklich anstrengende Teil der „Wanderung“ anfangen. Der Weg zu den „Upper Falls“ ging auf einem kleinen Pfad steil bergauf. Steil trifft es nicht ganz, das Wort senkrecht trifft es wohl besser. Die 300 Höhenmeter haben wir mehr kletternt als laufend überwunden. Es gab in den knapp zweieinhalb Stunden keine 3 Meter, die man nur geradeaus gehen konnte. Man musste sich an Bäumen hochziehen und an Felsen nach Vorsprüngen für die Füße suchen. Hätte man sich gerade aufgerichtet, hätte man das Gleichgewicht verloren und wäre wahrscheinlich den Hang abgerutscht. Ich war nur froh, dass ich feste Schuhe hatte und der Guide mir nach wenigen Metern meine Tasche abgenommen hatte. Dazu kam noch die tropische Wärme und Luftfeuchtigkeit, sodass ich die ganze Zeit wie in einer Sauna geschwitzt habe. Belohnt wurde man allerdings mit einer tollen Aussicht über das Umland, dem Erreichen der Upper Falls und dem Wissen, dass man diese schier unmenschliche Leistung vollbracht hat.


Die Bergkante, an denen das Wasser der Upper Falls hinunter fällt, bildet die Grenze zu Togo. So stürzt sich der höchste Wasserfall Westafrikas genau an der Grenze der beiden Ländern ins Tal.


Natürlich haben wir auch hier mit den Füßen gebadet. Das herunterfallende Wasser hat uns ganz nass gemacht, was aber auch nicht weiter schlimm war, denn wir waren sowieso schon klitschnass geschwitzt und so hätten wir wenigstens behaupten können, wir hätten bei der Anstrengung nicht geschwitzt, sondern es sei nur Wasser von Wasserfall.

Der Abstieg zurück ins Tal hat knappe eineinhalb Stunden gedauert. Da es so unglaublich steil war, war es auch kein Wunder, dass wir trotz höchster Konzentration abgerutscht sind und uns auf dem Hosenboden wieder gefunden haben. Oftmals musste man sich auch hinsetzten um besonders steile Stellen rutschend zu überwinden.
Nach 5 Stunden „Wandern“ von denen meiner Meinung nach 4 extrem Bergsteigen waren, hatten ich in den letzten Tagen einen solchen Muskelkater, dass ich schon dachte morgens nicht ohne Hilfe aus dem Bett zu kommen (was ich dann aber doch noch schaffen konnte).
Am Sonntag morgen ging es dann wieder zurück nach Swedru, denn am Montag war wie immer Schule. Auf dem Weg zurück haben wir genau wie schon auf der Hinfahrt unglaublich viele verunglückte Autos gesehen. Hier in Ghana sehe ich während einer Fahrt mehr Unfälle als ich jemals in Deutschland gesehen habe. Das schlimme ist dabei noch, dass die Autos, die man am Wegesrand sind so schlimm verunglückt sind, dass sie nur noch total Schrott sind. Es verwundert einen nicht, dass wir auch direkt vor uns ein Trotro hatten was quer auf der Seite auf der Straße lag und die Menschen gerade die Güter aus dem Wrack geborgen haben. Ich will gar nicht wissen, wie es denn Menschen geht, denn angeschnallt ist hier eigentlich niemand. Überhaupt werden Verkehrsregeln kaum eingehalten. Die Straßen sind schlecht, die Fahrer fahren viel zu schnell und überholen vor Hügeln und Kurven die man keine 50 m einsehen kann. Das überrascht es nicht, wenn sie auch fast einen Polizisten mit einer Radarpistole überfahren. Auf der Rückfahrt ist unser Auto ganz langsam gefahren, weil wir von einem entgegen kommendem Fahrzeug gewarnt worden. Innerorts wurden wir dann von einem Auto mit ca. 70 km/h überholt. Der Polizist der genau in diesem Ort stand und das Manöver beobachtet hat, hat sich dann auf die Fahrbahn gestellt. Das Auto hat nur mit Vollgas drauf zugehalten. In letzter Sekunde konnte sich der Polizist mit einem Sprung retten. Das ist nur eine von unzähligen Geschichten, die man auf Ghanas Straßen erleben kann. Ich bin nur froh, wenn ich nach einem Jahr ohne Autounfall heil und gesund wieder in Deutschland bin.