Donnerstag, 31. Dezember 2009

Feuer und dann???

Ich habe ja schon einmal berichtet, dass in Accra ein Ministerium abgebrannt ist. Viele äußerst wichtige Dokumente, unter anderem auch die von der Unabhängigkeit, sind dabei vernichtet worden. Natürlich gab es auch nirgendwo Kopien dieser. Der Grund für das Feuer war anscheinend eine defekte Klimaanlage, der Grund warum das ganze Gebäude abgebrannt ist, lag aber darin, dass die Schläuche für ein Hochhaus nicht lang genug waren.
Da ich deutsch bin und mir sehr viele Gedanken mache, habe ich mir auch Gedanken zum Brandschutz allgemein in Ghana gemacht. Was würde passieren, wenn in meinem Haus ein Feuer ausbricht? Mein Fazit ist leider erschreckend.
Zuerst habe ich mich gefragt, wie schnell ein Feuer hier überhaupt ausbrechen kann? Antwort: Sehr schnell. Viele technische Geräte sind äußerst mangelhaft. So ist es normal, dass Funken aus meinem Verlängerungskabel kommen, wenn ich ein Kabel anstecke. Auch das in allen Häusern mit Gas gekocht wird, trägt nicht dazu bei, dass das Risiko für Unfälle im Haushalt, die mit Feuer enden verringert wird. Sollte ein Feuer entstehen kann es sich schnell verbreiten. Ich glaube die Lacke auf den Holzmöbeln sind relativ schnell entflammbar, geschweige denn von den Gasflaschen die hier herumstehen. Sollte es nun brennen, wie könnte ich den Brand löschen? Der Wasserdruck auf den Leitungen ist äußerst gering und einen Gartenschlauch oder ähnliches haben wir auch nicht. Genauso habe ich noch nie einen Feuerlöscher oder Notausgang gesehen. „Verhalten im Brandfall“ ist hier auch nicht, wie bei uns Pflichtstunde in der Schule oder in der Firma. Einen Probealarm oder die Übung mit einem Feuerlöscher habe ich hier zu mindestens noch nie gesehen.
Also muss die Feuerwehr kommen. Aber wie? Gut, die Nummer wird ja irgendjemand der Nachbarn wissen, aber wie soll das einzige Feuerwehrauto der ganze Gegend bloß zu unserem Haus kommen? Es gibt zwar einen kleinen Weg, aber der ist für normale Autos manchmal schon zu eng. Wie soll der große Wagen da durch kommen? Und wie soll er überhaupt wissen wo er hin muss? Es gibt keine Straßennamen und Hausnummern. Sollte er wider Erwarten sein Ziel erreichen, frage ich mich wo er Wasser her bekommt. Ich habe noch nie einen Hydrant oder irgendeine Markierung am Boden gesehen, dass die Feuerwehr sich dort Wasser her holen kann. Inzwischen brennt das ganze Haus und die eng stehenden Nachbarhäuser auch. Das Haus ist also verloren, aber dann doch das eigenen Leben retten. Zum Schutz vor Dieben sind leider alle Fenster vergittert, wie raus kommen? Antwort: Gar nicht, oder den Weg durchs Feuer zur Haustür. Wie die Versorgung im Krankenhaus ist, spare ich an dieser Stelle aus. Eine Versicherung gegen Brandschäden hat natürlich niemand.
Ich möchte an dieser Stelle der deutschen Bürokratie und dem Regelwahn danken, denn sie schaffen uns auch eine Sicherheit oder zumindest beruhigt sie uns, dass wir für den Fall der Fälle eigentlich bestens vorbereitet sind und wir alles mögliche was in unserer Gewalt steht getan haben.
Es beruhigt mich zu wissen, dass heute an Silvester aber nicht mit Feuerwerkskörpern, Böllern oder ähnlich schnell entflammbaren Knallkörpern zu rechnen ist, denn der einzige Programmpunkt an Silvester ist der Kirchgang. Das neue Jahr wird nicht mit Raketen, sondern Gebeten begrüßt.

Dienstag, 29. Dezember 2009

Was ist denn hier los...?

Als ich nach meiner Reise am 26.12. Vormittags nach Hause kam, konnte ich schon von weitem sehen, dass irgendetwas anders war. Ein Zeltdach war vor unserer Veranda aufgebaut, unter dem auch einige junge Männer saßen. Als ich das Taxi verließ wurde meine Verwunderung genauso wie meine Befürchtungen größer, denn ich sah, dass auch viel Leute auf unserer Veranda saßen.
Wenn ich etwas vermeiden will, sind es eigentlich große Menschenansammlungen, weil ich dort von jedem angesprochen werde, und an diesem morgen wollte ich eigentlich nichts anderes als einfach in mein Zimmer, mich ausruhen und mit meiner Gastfamilie reden.
Vor unserer Haustür waren dann ca. 30 kleine Kinder. Meine Befürchtungen wurden noch weit übertroffene, als ich ins Haus trat. Es war kein Eintreten im eigentlichen Sinne, denn dafür hätte ich ja reingehen müssen. Das Haus war so voll, dass ich nicht einen Zentimeter rein kam. Alles voller Leute, die auf Stühlen saßen. Das Zentrum der Aufmerksamkeit schien im Wohnzimmer zu liegen. Im ersten Moment konnte ich auch niemanden aus meiner Gastfamilie entdecken. In mein Zimmer zu kommen war aussichtslos, denn dafür hätte ich das Wohnzimmer durchqueren müssen. In der Küche fand ich meine Gastmutter. Sie hat Unmengen an Reis in Plastikschalen gefüllt. Dann wurde ich auch aufgeklärt, was eigentlich in unserem Haus los war.
Eine Verlobungsfeier. Von wem? Eine entfernte Verwandte, die auch mal mit meinen Gasteltern (wie die 2 Mädchen jetzt) zusammengelebt hatte. Ich glaube aber, dass ich sie vorher noch nicht gesehen hatte. Im ersten Moment fand ich es schrecklich, denn ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet gewesen und total fertig von der Wärme und der Fahrt. Dann wurde es aber schnell besser, ich hatte das vorher noch nicht gesehen und es war echt interessant. Natürlich habe ich wie immer kein Wort verstanden, weil alles auf Fante (Fanti gesprochen) war.
Ich habe nur die Leute im Haus gezählt. Es waren um die 100! Es war super eng und nirgendwo ein durchkommen. In der afrikanischen Sonne draußen war es deutlich kühler, als in dem überfüllten Wohnzimmer. Der Scheinwerfer für die Filmaufnahmen tat sein übriges zum Raumklima bei.
Die Braut wurde herein geführt, es wurde gesungen, Reden gehalten, von verschiedenen Leuten, natürlich auch viel gebetet. Die Brautleute haben sich Geschenke gegeben und der Ring wurde, bevor die Braut ihn bekommen hat, jedem im Raum von nahem gezeigt.
Am Ende gab es für jeden etwas zu essen und zu trinken.
Auch auf dieser Veranstaltung war es mal wieder schwer für mich in der Masse unter zu gehen. Nicht nur, dass ich mitten in die Veranstaltung, mit einem großen Rucksack auf dem Rücken und total verschwitzt, geplatzt bin und total verwirrt an der Tür stand, auch mein leicht anderes körperliches Aussehen (weiße Haut) haben dazu beigetragen, dass wirklich jeder wusste, dass ich da war. So dauerte es mal wieder nicht lange bis ich das Zentrum des Interesses vieler bildete. Sehr witzig, aber auch etwas anstrengend, war ein gewisser Frank, der unbedingt wollte, dass wir beide bald unsere Verlobung feiern. Wieder einmal musste ich erfahren, wie hoch doch die Frustrationstoleranz von ghanaischen Männern ist und das „Abweisung“ und „Aufgabe“ in ihrem Vokabular nicht vorkommen. Ich habe ihn dann damit vertröstet, dass wir uns auf der Hochzeit wiedersehen und wir das Datum unserer eigenen Hochzeit, dann nochmal neu verhandeln können.

Ein Blick in unser Wohnzimmer. Auf der anderen Seite und hinter mir und im Essbereich, der Küche, der Veranda und überall waren noch andere Leute.
Die beiden in der Mitte auf den Stühlen in hell blauer Kleidung sind das Brautpaar (die Frau mit der komischen Kopfbedeckung).

Montag, 28. Dezember 2009

Wenn der Kofferraum mal voll ist

Overloading, also Überbeladen, ist hier in Ghana gang und gebe, völlig normal. Oftmals sieht man dann so kuriose Bilder wie hier.

Aus aktuellem Anlass

Warum habe ich so viel Zeit heute so viel zu schreiben?
Momentan bin ich zu Hause. Zum Glück habe ich, dank netter Sponsoren, jetzt mobiles Internet. Besonders jetzt bin ich sehr dankbar, denn ich darf mein Haus nicht verlassen. Erst wollten das nur meine Gasteltern, jetzt habe ich auch eine SMS von meiner Organisation bekommen, dass wir Freiwilligen bitte nicht vor die Tür gehen sollen.
Was ist passiert?
Bisher habe ich nur Gerüchte und Berichte gehört, aber eins ist klar: In der Stadt gibt es gewaltsame Konflikte. Auch Soldaten sollen jetzt in Swedru sein, um die Polizei zu unterstützen. Alle Geschäfte sollen schließen, und so ist mein Gastvater auch zu Hause. Heute ist Markttag in Swedru, d.h. aus den umliegenden Dörfern kommen die ganzen Menschen, aber auch der Markt soll geschlossen worden sein.
Die Chronik des Konfliktes scheint bis jetzt folgendermaßen zu sein:
Ein (wahrscheinlich betrunkener und/oder verwirrter) Houser (Menschen aus dem Norden und Moslem) soll bei einer Weihnachtsfeier oder anderen Veranstaltung mit einem Messer auf Gäste eingestochen haben (ich habe gehört, dass davon auch welche gestorben sein sollen). Daraufhin wurde dieser ermordet (wahrscheinlich erschossen). Aus Rache haben dann wiederum, die anderen Houser das Haus des Besitzers des größten Spots (Kneipe/Treffpunkt) hier in Swedru abgebrannt, wie dieser verwickelt war, weiß ich bis jetzt noch nicht. Das ganze ist jetzt irgendwie eskaliert und wer sich jetzt an wem rächt ist mir momentan nicht ganz klar. Das öffentliche Leben in Swedru ist aber eingestellt worden und ich bleibe zu Hause und werde nicht versuchen zu sehen was los ist!!!
Mit den Menschen aus dem Norden soll es häufiger Probleme geben. Sie leben in ihrem eigenen Stadtteilen und sind wahrscheinlich so etwas was man in Deutschland als Parallelgeschellschaft bezeichnen würde. Auch sollen die Konflikte immer sehr schnell in Gewalt ausarten. In den letzten Jahren gab es solche Konflikte schon in den Nachbardörfern.
Ich hoffe, dass alles schnell zu ende geht und nicht noch mehr Menschen sterben (es sollen schon einige tot sein, aber das ist nur „Hören und Sagen“). Vielleicht wird es jetzt abends eine Ausgangssperre geben, weil dann zu befürchten ist, dass die Gewalt, die momentan von den Polizisten und Soldaten etwas eingedämmt wurde, wieder ausbricht. Es soll auch im ghanaischen Fernsehen gebracht worden sein.
Aber keine Panik. Mir geht es gut und es ist auch nicht zu erwarten, dass ich irgendetwas von all dem sehen werde, weil ich brav zu Hause bleibe und wir auch nicht in diesen betroffenen Stadtteilen wohnen.

10 Tage durch ein Land voller Gegensätze

Am 14. Dezember bin ich nach Accra, um meinen Besuch aus Deutschland abzuholen. Es waren 10 tolle Tage, in denen ich vieles vom Land gesehen habe. Aber das Wichtigste war doch der Besuch selber. Nach fast 4 Monaten die vertrauten und geliebten Menschen um sich zu haben.
Gemeinsam sind wir durch das Land gereist und ich habe viele neue Erfahrungen gemacht.
Wir waren in Cape Coast Castle, wo auch Obama bei seinem Ghana Besuch letzten Sommer war. Von hier gingen viel Sklavenschiffe in die Neue Welt und das Castle war ein Drehpunkt im Sklavenhandel. In winzigen dunklen Kerkern wurden bis zu 1500 Männer und 500 Frauen bis zu 3 Monaten gefangen gehalten. Kein Tageslicht, keine Sanitärenanlagen - Nichts. Es war menschenunwürdig. Ein Beispiel für die unvorstellbaren Taten, ist die Tatsache, dass viel Frauen von den Briten vergewaltigt worden sind. Wer sein Kind noch an Land bekam hatte Glück und musste das Kind nur abgeben. Wer aber auf dem Schiff schwanger war, wurde ins Meer geworfen, denn niemand kauft eine schwangere Sklavin. Daher folgten auch viele Haie den Schiffen. Die Haie fraßen die Frauen. Die Haie wurden aber auch gefangen und wiederum als Nahrung für die noch lebenden Sklaven an Bord verwendet. Dieser kleine Teil des ganzen zeigt, wie unmenschlich das alles war.

Ein Blick aus dem Innenhof zum Castle. Es ist ein UNESCO-Weltkulturerbe.


Wir waren aber auch im Regenwald. Im Kakum Nationalpark. Hier gibt es einen von weltweit 4 (und dem einzigen in Afrika) Canopy Walkways. 40 Meter über den Boden geht man über Seilbrücken durch die Baumkronen. Der Ausblick in den Regenwald war traumhaft und ein tolles Erlebnis, auch wenn eine chinesische Reisegruppe „etwas“ gestört hat. Es bleibt ein Rätsel, wie sie es geschafft haben, dass alle anderen sie in kürzester Zeit am liebsten ganz weit weg gewünscht haben. Wie schafft man es, alle Anweisungen des Führers so zu ignorieren und auch die Schilder, man solle bitte ruhig sein, so zu übersehen. Auch dieses Phänomen war ein Erlebnis für sich.
Anschließend haben wir noch eine geführte Wanderung am Boden gemacht, bei der wir ganz schön ins schwitzen gekommen sind. Zum Glück waren die Chinesen nicht dabei. Ich vermute sie haben mitbekommen, dass sonst der Rest der ganzen Gruppe wahrscheinlich auf die Tour verzichtet hätte.

40 Meter über dem Boden durch die Baumkronen des Regenwaldes. Eine ganz schön wackelige Angelegenheit. Man sollte schon schwindelfrei sein.


Ein Blick in den Regenwald


In unserem Hotel gab es frei lebende Krokodile in einem See. Daher kann ich ab jetzt behaupten nur 2 Meter von einem wilden Krokodil entfernt gestanden zu haben und das beste, noch zu Leben. Aufs Streicheln habe ich aber verzichtet, was wirklich möglich gewesen wäre.



Ein zweites Highlight der Reise, neben dem Regenwald, war eine Safari im Mole Nationalpark, dem größten in Ghana. Er liegt ganz im Norden. Auch, wenn der Weg dahin etwas länger war und die Straßen in Deutschland nicht mal das Prädikat Feldweg bekommen hätten.
Auf dem Weg dahin haben wir an einem Affenreservat gehalten. Die Affen hier kommen ganz nah, man konnte sie fast anfassen. Sie sind aber nicht trainiert, sondern wurden einfach nie gejagt und haben so keine natürliche Scheu vor dem Menschen. Ein religiöses Verbot verbietet es den Bewohnern der Dörfer die Affen, die sonst überall als Fleischlieferanten dienten, zu jagen. Der Glaube war, was man einem Affen tut, das passiert einem selber. Auch heute noch sind die Affen besonders und die Dorfmenschen leben von den Besuchern. Es gibt im Wald sogar einen Affenfriedhof. Alle toten Affen werden dort mit großer Zeremonie begraben. Auch einige Priester liegen auf dem Affenfriedhof.

Affen ganz nahe.



In Molepark selber haben wir eine zu Fußsafari und eine Autosafari gemacht. Nirgendwo in Westafrika gibt es mehr Elefanten als in Mole. Allerdings ist es nicht Ostafrika und so kann man keine großen Herden, oder Zebras, Gnus und Löwen erwarten.
Wir haben viele Antilopen, Warzenschweine, Krokodile, Vögel und auch Affen gesehen. Die Landschaft war ein Traum und der Ausblick auch hier wieder mal fantastisch. Nachts wurde ich vom Gebrüll von Hyänen geweckt. Das Beste waren jedoch die zwei Elefanten. Die Elefantenkühe bekommen gerade Nachwuchs und waren deshalb sehr tief im Park, die zwei Bullen waren aber auch toll. 50 Meter standen wir ungefähr von ihnen entfernt und konnten sie einige Zeit beobachten, bevor sie wieder im Busch verschwanden.
Das Gefühl war schon toll und faszinierend. Einen wilden Elefanten direkt vor einem.





Zu Fuß durch die Savanne. Ein Baumstamm muss als Brücke dienen.



Paviane und Warzenschweine




Eine Baby Antilope- vom Auto so beeindruckt, dass sie gar nicht weiß, was sie nun machen soll. Nach einigen Minuten des gegenseitigen Beobachtens ist sie dann doch zu Mama.





Überraschung in meiner Toilette. Es hat noch gelebt und wurde von mir abgespühlt. Am nächsten Tag war es wieder da.


Wunderschöne Landschaft-ein Blick in die Savanne.




Auch die Geschichte vom Mystic Stone bleibt unvergesslich :). Zwei alte Männer haben uns erzählt, dass dieser völlig unspektakuläre Stein immer wieder zurück kommt und nicht verschoben werden kann, daher sei er ein Stein Gottes. Alle Pferde die daran vorbei laufen würden sterben. Dafür haben wir dann 6 Cedi bezahlt. Auch an der ältesten Moschee Ghanas mussten wir wieder für ein paar Geschichten bezahlen.

An einem „Wasserfall“, den wir uns angeschaut haben, war das Highlight nicht der Wasserfall selber, sondern wie unser Führer auf einmal anfing los zu rennen, um ein Eichhörnchen zu fangen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber er hat es geschafft das Eichhörnchen mit bloßen Händen zu fangen. Wie wir uns gedacht haben und später bestätigt bekommen haben, wurde dieses Eichhörnchen das Mittagessen dieser Leute.


In Kumasi waren wir im Kulturzentrum, wo wir etwas zur Geschichte des Landes und der Ashanti (größte Volksgruppe) gehört haben und auf dem Zentralmarkt, der 10 ha groß ist.
Blick über den Zentralmarkt.


Leider gingen die Tage viel zu schnell vorbei.
Weihnachten habe ich nicht mit meiner Gastfamilie gefeiert, die nur in die Kirche geht, sondern mit meinem Besuch am Strand von Accra. Ich werde nicht nur sie vermissen, sondern auch ganz besonders die Klimaanlage in den Hotelzimmern und Autos sowie das europäische Essen in den Restaurants.
Sonnenuntergang am Strand in Accra.


In diesen Tagen bin ich von Süd nach Nord und zurück gefahren. Von der Küste durch den Regenwald in die Savanne. Aber auch von Arm nach Reich.
Wir sind an einfachen Lehmhütten im Norden vorbeigefahren, wo die Menschen es nicht schaffen sich selber zu versorgen und von der Unterstützung der Regierung abhängig sind.
Ein Dorf im Norden

Dann die große Stadt Kumasi, in der es auch mehrgeschößige Steinhäuser gibt, durch die vielen Dörfer, in denen man hauptsächlich vom Handel und Verkauf lebt und die ghanaischer Durchschnitt sind, bis nach Accra in ein Beach Resort, in dem die Reichen Weihnachten gefeiert haben.
Auf der einen Seite eine Wasserpumpe für ein ganzes Dorf auf der anderen ein Swimmingpool voller plantschender Ghanaer, Menschen die von Lebensmittelunterstützung abhängig sind und andere die sich ein teures Buffet leisten können. Kinder, die betteln und Kinder, die mit ihren Eltern Ferien machen und auf einem Spielplatz sind.
Ich denke wir haben auch solche Unterschiede in unserer Gesellschaft, allerdings fallen sie uns gar nicht mehr so auf, weil wir an sie gewöhnt sind und sie die Welt bilden, die uns umgibt.

Mein Gastvater

Lange bin ich ihn euch schuldig geblieben, aber hier ist er endlich mein Gastvater.
Ein kurzer Steckbrife:
Er ist 70 Jahre alt, war Lehrer und ist jetzt Manager von zwei Schulen. Lange hat er auch in anderen afrikanischen Ländern unterrichtet. Am Nachmittag sitzt er in dem Shop meiner Familie, in dem Hühnerfutter verkauft wird. Als einer der Ältesten in seinem Heimatdorf muss er oftmals irgendwelche Problem zwischen anderen Leuten regeln und auch die Verantwortung für die Familie (Großfamilie, wir würden die alle gar nicht mehr zu Familie zählen)trägt er.
Am liebsten hält er lange Monologe, die durch Minutenlange Pausen unterbrochen werden, in den ich mich immer frage, ist er jetzt fertig. Vor allem, weil ich ja an meine Sprechgeschwindigkeit gewöhnt bin :).
Er hat immer viel zu erzählen und ich habe ihn richtig ins Herz geschlossen.
Eine gewisse Ähnlichkeit in der Mimik und dem Aussehen zu Ghandi wurde ihm schon nachgesagt, was ich, wenn ich darüber nachdenke nur bestättigen kann. Er hat so eine Inneregelassenheit. Kein Problem einfach auf einem Stuhl zu sitzen und zwei drei Stunden gar nichts zu machen.
Auf dem Foto trägt er das traditionelle ghanaische Herrenoutfit. Es ist nur ein langes Tuch, das um den Körper gewickelt ist. Die Farbe steht für den Anlass. Schwarz und rot ist Beerdigung. Weiß Kirche. Das Foto ist nach dem Sonntaggottesdienst aufgenommen worden.

Die Taschen sind in Deutschland

Nun sind die Taschen in Deutschland. Sie wurden alle in meiner Schule genäht. Wer meine Schule unterstützen möchte, kann ab jetzt eine Tasche oder eine Flaschengeschenkverpackung käuflich bei meiner Familie erwerben.

Schülerin Mary bei der Arbeit an den letzten Taschen. Räume sind rahr in meiner Schule, da wird dann auch schon mal den ganzen Tag auf dem Boden gearbeitet.

So sieht man sich wieder...

Oder: Wo kommen all die alten Autos hin.
Vielleicht habe ich schon mal erwähnt, dass viele der Trotros (Minibusse) aus Deutschland, Holland oder sonst wo in Europa kommen. Meist sind es alte Handwerkerautos, die in Deutschland wahrscheinlich den TÜV nicht mehr schaffen konnten.
Nun konnte ich aber ein Auto sehen, dass nicht nur aus Deutschland kommt, sondern...
naja seht selber. Sollte jemand von euch den alten Besitzer kennen, kann er ja mal schöne Grüße von mir bestellen und im sein altes Auto zeigen.


Wenn ihr das Bild anklickt kann man die Adresse deutlicher erkennen. Also klickt mal.

Auf einer Straße in Accra.

Bilder von der Graduation


Tradition und Moderne gemischt.


Brautkleid


Es ist ansatzweise zu erahnen, wie voll es war. Bild von meiner Sitzposition auf dem Podium.

Einer der zwei Jungen und ein Mädchen in ihrem Cateringoutfit.






Eine Torte. Das die alle nicht geschmolzen sind ist ein Wunder.

Die Graduation

Das Erwachsenenleben fängt dann richtig an, wenn man die Schule verlassen hat. Man ist nun ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft. Man beginnt in seinem Beruf zu arbeiten und womöglich sogar seine eigene Familie zu gründen oder zumindest den eigenen Haushalt zu führen. Daher ist der Tag der Schulentlassung ein ganz bedeutender im eigenem Leben. Er sollte einmalig sein.
So einen einmaligen Tag hatten die Schüler des Abschlussjahrgangs meiner Schule am 12. Dezember, dem Tag der Graduation. Um die 35 Schülerinnen und 2 Schüler haben mit ihren Verwandten und Freunden ihren Abschluss gefeiert und allen versucht zu zeigen, was sie in den vergangenen Jahren an der Schule gelernt haben. Doch bevor die eigentliche Feier war, gab es am Dienstag zuvor ein Picknick mit der ganzen Schule. Das ist ein Umzug mit Blaskapelle durch die Straßen der Stadt. Zu der Musik wurde natürlich getanzt und bei um die 45 Grad in der prallen Mittagssonne wurde mir auch ganz schnell sehr warm. Da man als Weiße in einer Gruppe aus ghanaischen Schülern nicht ganz unaufällig ist, konnte ich mein tänzerisches Talent zu afrikanischer Musik kaum verstecken. Die Bewunderung der Menschen am Straßenrand war mir sicher. 3 Stunden ging die Tour durch die „Innenstadt“ von Swedru. Danach konnte ich mein T-shirt und meine Hose auswringen, aber zum Glück ging es den Ghanaern nicht anders. Trotz all dem hat es großen Spaß gemacht und bleibt ein unvergessliches Erlebnis.



An Freitag sollte aufgebaut werden und ich als gutes Beispiel wollte gerne Helfen. Um 16.00 Uhr sollte es losgehen. Um 16.40 Uhr traf ich mit unglaublich schlechtem Gewissen an der gemieteten Halle ein, aber niemand war da. Also bin ich wieder nach Hause. Um 18.00 Uhr bin ich wieder hin und siehe da ein Mädchen war schon da. Eine weitere Gruppe traf um 18.30 Uhr ein. Gegen 20.00 Uhr kamen dann auch die, die Ahnung hatten, wie es aussehen sollte. Wie lange Aufgebaut wurde, weiß ich nicht, nur das am nächsten morgen eine halbe Stunde vor Beginn des Ganzen alles stand. Allerdings mussten alle dann noch wieder nach Hause, um sich umzuziehen und zurecht zu machen. Das die ganze Veranstaltung nur mit eineinhalb Stunden Verspätung begann liegt aber vor allem daran, dass die meisten für zwei Stunden eher eingeladen wurden. Die Ghanaer scheinen sich selber und ihr Verständnis von Zeit doch auch zu kennen.
Die Halle war sehr voll. Es durften nur die Verwandten und Freunde der Abschlussschüler kommen und doch haben die 1000 Stühle nicht ausgereicht. Die Schülerinnen der Schule mussten von draußen durch die Fenster rein gucken. Ich konnte mal wieder super in der Masse untergehen, da mein Sitzplatz ziemlich unaufällig auf dem Ehrenpodium war und ich mit Namen vorgestellt und begrüßt wurde.
Es wurde gebetet und einige Reden und Ansprachen gehalten (wobei wie immer nicht wirklich zu gehört wurde). Die Cateringschüler haben dann ihre Kuchen und Gerichte ausgestellt. Dann wurde wie immer Spenden gesammelt. Es wurden Kekse verkauft. Erst, wenn der Sack leer war, durfte der Schüler wieder gehen. Da die Preise ziemlich hoch waren hat es einige Zeit gedauert bis alle wieder gehen durften. Der Höhepunkt war aber die Modenschau. Alle Schülerinnen des Abschlußjahrgangs haben insgesamt 60 Outfits vorgeführt. Die Brautkleider fand ich am schönsten, mit der langsamen Musik dazu und den stolzen Blicken der Mädchen und Eltern war ich echt gerührt.
Die Stimmung hat gekocht, als die moderneren Kleider und die schnelle Musik kamen. Zwischendurch musste das ganze zweimal unterbrochen werden, weil die Brüder und männlichen Freunde so „abgegangen“ sind und mit ihren Fotokameras die Wege blockiert haben. Es war ein unglaubliches Erlebnis!!! Die Kleider waren super toll gemacht. Traditionelle Stoffe und Schnitte mit Modernem kombiniert.
Nachdem die Stimmung so auf dem Sidepunkt war, war die anschließende Zertifikatübergabe allerdings relativ nüchtern. Viel Eltern und Freunde waren nach dem ganzen Party machen vor die Tür gegangen und das ganze ging ziemlich schnell. Ohne Bühne, ohne Mikrofon, dafür aber wieder mit vielen Fotografen.
Die ganze Veranstaltung hat 6 Stunden gedauert und mich darin bestärkt, dass die Ghanaer doch am liebsten Party machen, laut sind und Spaß haben wollen. Was wir wirklich hatten.

Am nächsten morgen ist die ganze Schule gemeinsam in eine Kirche gegangen. Auch hier wurde hauptsächlich getanzt, Liegestützen zwischendurch gemacht (kein Scherz!!!), Spenden gesammelt und gepredigt. Ich habe hier eine interessante Art des Spendensammelns kennen gelernt. Insgesamt wurde 7 mal gesammelt. Mein Favorit ist der Geburtstagswettkampf. Die Wochentage werden aufgerufen und man geht an seinem Tag nach vorne. Welcher Tag am Ende mehr hat, hat gewonnen. Es wird direkt ausgezählt. Alle glauben bestimmt, ich wüsste nicht am welchem Tag ich Geburtstag hätte, denn ich bin für meinen Gastvater am Donnerstag gegangen und für mich am Freitag. Natürlich hat Freitag am Ende gewonnen :). Es wurde noch zu einer emotionalen Ballade gesammelt und natürlich das Nachvornetanzen. Weil jeder Tanzen möchte kommen auch alle und werfen etwas rein. Vielleicht sollte bei uns das Kollektesammeln überdacht werden. Was macht uns den Spaß??? Obwohl uns macht das Sitzenbleiben doch wahrscheinlich am meisten Spaß.
Das Highlight der ganzen Veranstaltung (irgendetwas sträubt sich in mir das Wort Gottesdienst zu benutzen) war aber das Heilen! Wer etwas hatte konnte nach vorne gehen und von der PredigerIN die Hand aufgelegt bekommen. Alle haben gebetet (also laut durcheinander in einer Quatschsprache geredet) und die Predigerin hat ihre Hand auf die Stirn der Leute gehalten. Sie hat sie angeschrien und durch die Gegend geschoben. Einige waren danach nur benommen, viele sind aber auch nach hinten umgefallen (keine Angst Leute standen immer dahinter um sie aufzufangen). Einer fing an zu schreien und hysterisch um sich zu schlagen. Er wurde von 4 Männern nach draußen geschleift.
Ich kam mir schon manchmal wie im falschen Film vor, aber im Fernsehen durfte ich diese Sachen ja schon ein paar mal sehen. Live ist das ganze aber noch verstörender. Vor allem der Satz :“ In Jesus Namen“ finde ich immer etwas komisch, alles aber wirklich alles, ist in Jesus Namen und vom Heiligen Geist.
In dieser Woche habe ich wieder einen tieferen Einblick in die ghanaische Mentalität und Kultur bekommen.

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Das Wichtigste in Kuerze:

Meine Zeit hier im Internetcafe ist wie immer begrenzt daher nur ein paar wichtige Infos:
Wir hatten gestern ein Picknick mit der gesamten Schule, das heiss aber nicht essen, sondern 4 Stunden durch die Stadt tanzen. Ich habe jetzt Muskelkater und einen Sonnenbrand (Obroni hatte sich natuerlich nicht eingecremt). Am Samstag ist in meiner Schule Graduation, das heisst Abschlussfeier. Es gibt eine Modenschau und eine Hochzeitstorten Ausstellung. Ich werde versuchen viele Bilder hochzuladen.
Ich bin fertig mit allen Exams, meine Schuellerinnen waren ok.
Aber nun das allerwichtigste: ich bekomme naechste Woche Besuch aus Deutschland!!!! Ich werde einige Tage durch das Land reisen und auf jeden fall eine unvergessliche Zeit haben. Ich zaehle schon lange nicht mehr die Tage, sondern die Stunden, bis ich am Flughafen stehe!!!! Nach Weihnachten werde ich also sehr, sehr viel zu erzaehlen haben. Seid gespannt, wie ich auch!!

Freitag, 4. Dezember 2009

Wer regiert hier wirklich?

Letzte Woche kein Wasser, aber ein wirkliches Problem hatte ich heute!!!!!
Vom morgens bis nach 16.00 gingen alle Mobilfunkanbieter nicht!!!! Zu Hause vielleicht kein Problem mit Festnetzt, aber hier eine Katastrophe!!! Was sollte ich bloß den ganzen Tag machen? Ich wollte doch das alles telefonisch absprechen und mich dann mit anderen Treffen, denn heute ist Feiertag und keine Schule. Aus Verzweiflung habe ich gewaschen. Dann bin ich einfach losgegagen und habe bei den Leuten zu Hause geguckt, ob sie da sind. Ich bin hier Handyabhängig, aber auch alle anderen Ghanaer sind das, denn es wird nichts geplant. Es heißt nur, "ich rufe dich an" oder "wir telefonieren wieder". Aber wie ohne Handynetz? Woran das liegt weiß man nicht, ich glaube ja die Anbieter wollten uns einen "Happy Farmers Day" wünschen und uns allen zeigen, wie abhängig wir von ihnen sind.
Mobilfunkanbieter regieren sowieso das Land. Die Nachrichten werden von ihnen gesponsert und der nette Spreche sagt auch nach jedem Bericht fleißig "denk daran, dieses Programm wird dir präsentiert mit freundlicher Unterstützung von Zain oder Tigo oder so". Auch sonst sind alle Programme und Filme von Mobilfunkanbietern gesponsert. Sogar Straßenschilder oder Ortseingangsschilder sind zu 90% Werbung von Providern. Es ist immer toll, wenn dir Tigo sagt, dass man nur 50 kmh fahren darf. Mein Favorit sind aber die Brücken, die von Vodafon gesponsert werden und die MTN Soccer accademie (???). Eine Fußballtalentsuchshow, inder du als Gewinner einen Vertrag mit einem europäischen Verein bekommen kannst. Deine Zukunft liegt also nicht in der staatlichen Schule, sondern in dem was dir die Handyprovider bieten können. Die haben auch die teuersten Autos und schicksten Büros (eigentlich passen gar nicht in das afrikanische Stadtbild).
Die ganzen Sprüche von den Konzernen kann auch jedes Kind auswendig, anstatt das Einmaleins und ich möchte ausdrücklich daraufhinweisen, dass das keine Übertreibung ist.
Ich stelle also fest: Die ghanaische Welt wird von Handynetzanbietern regiert.

Laufender Bericht Dezebmer 2009

Frankeve Human Development Foundation

1. Projekt
a) Wie sieht deine Tätigkeit aus? Bist Du damit zufrieden? Wenn nicht, beschreibe kurz, warum und wie man dies eventuell ändern könnte.
Ich unterrichte an der Frankeve Vocational School Englisch, Mathe und Food und Beverage Service. Insgesamt gebe ich 18 Stunden a 60 Minuten Unterricht. Durch Vorbereitung und Korrekturen von eingesammelten Aufgaben bin ich wirklich gut ausgelastet und damit zufrieden. Ich unterrichte völlig eigenständig und ohne große Kontrolle. Bei Fragen kann ich mich aber immer an meine Schulleiterin wenden. Ich habe großen Spaß am unterrichten, vor allem, weil die Schülerinnen so nett sind. Schlagen oder harte Strafen gibt es in meiner Schule nicht. Darüber bin ich sehr glücklich, allerdings fehlen in einigen älteren Klassen manchmal die Motivation und die Konzentrationsbereitschaft. Ich versuche daher meinen Unterricht so interessant wie möglich zu gestalten, was ohne Bücher, Kopien oder andere Hilfsmittel etwas schwierig ist. Auch Spiele oder anderes ist bei 20-jährigen Mädchen nicht wirklich eine Motivation. Die meisten von ihnen müssen sehr viel im Haushalt mithelfen und daher sind sie verständlicherweise oftmals sehr müde. Letzte Woche habe ich die Exams für meine Schülerinnen geschrieben und kopiert. Normalerweise müssen Lehrer die nur in ein Heft eintragen und alles andere wird für sie gemacht, in meiner Schule müssen die Lehrer dies aber eingenständig organisieren und finanzieren. Weil ich die Termine erst einen Tag vorher gesagt bekommen habe, hatte ich etwas Stress alles noch rechtzeitgig fertig zu bekommen. Ich konnte die Aufgaben selber stellen und wurde auch nicht kontrolliert. Auch das Berichtigen und Notengeben liegt alleine in meiner Hand. Daran sieht man wie groß meine Verantwortung ist die ich hier trage und das Vertrauen der Schulleiterin in meine Fähigkeiten. Insgesamt bin ich sehr froh in diesem Projekt zu sein und sehe meine Arbeit als sinnvoll und gebraucht an, weil es sonst fast keine Lehrer an dieser Schule gibt.
b) In welcher Form wirst du durch deinen Projektpartner betreut? Bist du damit zufrieden?
Mit der Betreuung von ARA bin ich momentan sehr zufrieden. Ich habe aber auch keinerlei Probleme, weshalb ich derzeit keine besondere Unterstützung oder Hilfestellung benötige.
Alle 2 Wochen habe wir ein Nachmittagstreffen mit Lawrence bei dem wir schriftlich unsere derzeitige Situation im Projekt, der Gastfamilie und zu ARA aufschreiben. Anschließend wird über Probleme gesprochen und mögliche Lösungen diskutiert bzw. gesagt, dass sich darum gekümmert wird. Da ich keine großen Probleme hatte, kann ich nicht sagen, inwiefern die Betreuung anschließend aussieht. Ich habe aber das Gefühl jederzeit bei ARA anrufen zu können, besonders weil Nina, eine andere Freiwillige, im ARA Büro arbeitet und es doch einfacher ist auf in deutscher Sprache Probleme oder Unstimmigkeiten mitzuteilen oder um etwas zu bitten.
Ich habe jetzt auch meinen Reisepass wieder mit der Verlängerung meines Visums bis zum 16. März 2010. Ich musste nur das Geld an Henry, meinen Mentor, geben und ARA hat sich um alles gekümmert.
Ende November hatten wir unser erstes Evaluationsseminar in Bortianor. Hier haben wir über unsere Gastfamilien, die Projekte, ARA und unsere sozialen Kontakte in Ghana gesprochen. Insgesamt war es gut, doch manchmal fand ich haben die ARA Mitarbeiter etwas überreagiert bei Kritik und dadurch den Konflikt noch verstärkt, anstatt Verständnis zu zeigen. Aber auch hier war ich niemals persönlich betroffen und kann nicht sagen, inwieweit die Probleme für die jewaligen Freiwilligen zufriedenstellend gelöst wurden.

2. Leben
a) Beschreibe kurz dein Leben außerhalb der Arbeitszeit (Ausflugmöglichkeiten etc.). Wie verbringst du deine Freizeit?
Meine Freizeitgestaltung ist ziemlich unterschiedlich. In der Woche arbeite ich lange und habe Vorbereitungen, sodass ich an einem Nachmittag vielleicht noch für eine Stunde ins Internetcafe gehen, etwas einkaufen oder noch ein paar Kleidungsstücke waschen kann. Außerdem treffe ich mich oft mit anderen Freiwilligen. Durch den anstrengenden Tag ist man aber auch froh gegen 6, wenn es hier schon dunkel ist, zu Hause zu sein und früh schlafen zu gehen. Gereist bin ich bisher noch nicht so viel, was ich sehr schade finde und auch gerne ändern würde. Bald sind aber auch Ferien, in denen ich auf jeden Fall etwas vom Land sehen will. Am Wochenende gehe ich oft mit in die Kirche, mal auf eine Beerdigung oder mache in Swedru etwas mit anderen Freiwilligen. So war ich letztens erst auf einem Schuljubiläum.
b) Mit wem hast du Kontakt (andere Freiwillige, Einheimische etc.)?
In Swedru sind einige Freiwillige, nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus anderen Ländern. Daher hat man viele Möglichkeiten Freundschaften zu schließen. Der Kontakt zu Einheimischen ist aber leider etwas schwierig. Natürlich habe ich meine Familie, mit denen ich auch viel mache und die ich mag. Auch in der Schule habe ich viele Kontakte. Ich habe sehr oft private Gespräche mit der Schulleiterin und ihrem Ehemann, auch zu den Schülerinnen habe ich viel Kontakt die ja ungefähr in meinem Alter sind. Allerdings ist das mit denen auch manchmal etwas schwierig, denn ich bin ihre Lehrerin und nicht ihre Freundin. Bei Benotungen muss ich objektiv sein und ich kann auch nicht jeder Schülerin meine Handynummer geben.
Das große Problem ist einfach das es mir momentan fast unmöglich scheint Freundschaften zu Ghanaern aufzubauen. Man hat einfach sehr viele negative Erfahrungen. Jedes Gespräch kommt nach zwei Sätzen an die Stelle, wo man gebeten wird einen mit nach Deutschland zu nehmen oder einem Geld zu geben. Viele machen sich auch gar nicht die Mühe mit einem zu sprechen, sondern halten einen einfach fest und brüllen einen an, man solle ihnen etwas kaufen. Das ist so schade, denn dadurch hat man keine Lust sich viel Mühe zu geben, die Ghanaer kennen zu lernen, die nicht so sind. Auch ist es nicht leicht immer anders behandelt zu werden. Wenn ich irgendwo lang gehe, fangen alle an zu schreien „Obroni“ (Weißer). Sollte man nicht reagieren, wird es eher noch schlimmer. Oftmals werde ich auch ausgelacht. So kommen Kinder und auch Erwachsene an, um dem „Weißen“ beim waschen zu sehen, oder wie er etwas trägt. Das schlimme ist das ausgelacht und angefasst werden. Trotzdessen gebe ich mir Mühe Kontakte zu knüpfen. Mädchen müssen nur meist immer im Haushalt helfen oder arbeiten. Jungen wollen sofort einen als feste Freundin. Das ist dann auch die erste Satz beim kennen lernen nach dem „Hallo“.
Nach drei Monaten Ghana kann ich sagen, dass ich viele nette Kontakte zu Ghanaern habe und auch Gespräche, aber keine Freundschaften.
3. Reflektion
a) Beschreibe eine Beobachtung oder ein Erlebnis aus dem letzten Monat, welche/s für dich sehr überraschend oder ungewohnt war.
Ich hatte eine Woche lang einen Storker. Eines Nachts hat mein Handy geklingelt und ein Ghanaer war dran. Er hat mich gefragt wie ich heiße und wo her ich komme, ich habe ihm nicht geantwortet und nur gefragt, wer er sei und wo er meine Nummer her hat, darauf hat er wieder nicht geantwortet. Ich habe aufgelegt. Es kamen wieder anrufe und SMS. Ich musste mein Handy ausschalten, beim anschalten, hat es wieder geklingelt. Ich bin dann gar nicht mehr dran, sondern habe es meinem Gastvater gegeben. Der war dann sehr wütend am Telefon und hat sogar mit der Polizei gedroht. Diese Situation ging eine Woche, es waren bestimmt um die 50 Anrufe, und ich habe mich wirklich schlecht gefühlt, wenn mein Handy geklingelt hat. Ich wollte schon meine Nummer wechseln, aber dann hörte es zum Glück irgendwann auf. Der Typ hatte fast die gleiche Handynummer wie ich, nur die letzten Ziffern waren verschieden. Mir wurde dann auch von verschiedenen Ghanaern bestätigt, dass dies eine verbreitete Methode von jungen Männern sei, Frauen kennen zu lernen. Es wird so lange verschiedenen Nummern probiert, bis sich eine junge rau meldet. Die wird so lange genervt, bis sie darauf eingeht und so ist der Kontakt hergestellt. Solche Erlebnisse tragen auch nicht dazu bei gerne die Telefonnummer weiterzugeben und dies wollen Ghanaer immer, wenn man sich länger mit ihnen unterhält. Sie sind sogar beleidigt, wenn man sie ihnen nicht gibt und denken, man würde sie nicht mögen.
b) Gibt oder gab es irgendwelche Schwierigkeiten oder Probleme?
Momentan gibt es keine Probleme. Am Anfang hatte ich etwas Schwierigkeiten in meine Gastfamilie. Allerdings muss ich jetzt nicht mehr mit zur Kirche, wenn ich nicht will und kann sagen, dass ich die Portion nicht mehr schaffe, ohne das meine Gastmutter denk ich hätte etwas gegen sie oder würde ihr Essen nicht mögen.
i) Was wurde bereits von dir und/oder dem Projektpartner versucht, um diese zu lösen? War dies erfolgreich?
Ich hatte dieses Problem mal angesprochen bei einem Treffen, kurze zeit später hat sich auch meine Gastmutter verändert. Allerdings wurde mir bei ARA gesagt, dass sie nicht mit ihr gesprochen haben. Dies hätte ich auch nicht gewollt, denn zu dem Zeitpunkt war es noch zu früh und ich wollte das Problem erstmal selber versuchen zu lösen.
ii) Welche weiteren Lösungswege könntest du dir vorstellen?
c) Was möchtest du in den nächsten Monaten erreichen (in der Arbeit oder Privat)? Welche langfristigen Ziele kannst du dir vorstellen?
Mit meiner Arbeit in der Schule bin ich so ganz glücklich. Allerdings würde ich gerne der Schule helfen, etwas mehr Geld zu haben, um richtige Klassenräume zu bauen und mehr Platz für die Mädchen im Hostel zu haben. Ich will ihnen aber auch nicht einfach Spenden zu kommen lassen, ohne irgendwelche Gegenleistungen. Daher habe ich von einigen Spenden aus Deutschland Stoff gekauft, der momentan zu Taschen und anderen Kleinarbeiten genäht wird. Mein Besuch nimmt diese Sachen mit nach Deutschland, um sie dort zu verkaufen. Das Geld, das ich davon bekomme geht dann wieder an die Schule. So haben die Mädchen sich ihr Geld mit etwas erarbeitet, was sie können und haben es nicht einfach so aus Europa geschickt bekommen. Mit diesem Projekt bin ich auch momentan sehr beschäftig, denn alles muss nachkontrolliert werden und mit Fotos dokumentiert sowie Berichte dazu nach Deutschland geschrieben werden.
Privat möchte ich in den Ferien mit meinem Besuch aus Deutschland das Land etwas kennen lernen und die „Seele mal baumeln lassen“. Außerdem hoffe ich doch noch Freundschaften mit Ghanaern schließen zu können.
4. Sonstiges
a) Was du sonst noch sagen/erzählen wolltest:
In dem Vorbereitungsseminar zu diesem Jahr hatten wir auch über den Kulturschock geredet, der sich nach 2 bis 3 Monaten vielleicht einstellen könnte. Mittlerweile glaube ich, dass ich diesen direkt nach meine Ankunft in meiner Gastfamilie und meiner Stadt hatte. Ich hatte viel Stress, wenn ich die Straße entlang gegangen bin, weil es so voll und laut war und niemand auf dich Rücksicht genommen hat. Mittlerweise kann ich damit gut umgehen und fühle mich deutlich wohler, als am Anfang. Über viel Dinge, die ich sehe, kann ich lachen und sprechen, ohne, dass es mich sehr stört. Auch mit dem extremen Glauben kann ich nun besser umgehen und nehme mir Hexenaustreibungen und Wunderheilungen nicht mehr so zu Herzen. Auch, dass beim Beten die Leute auf einmal anfangen zu schreien und weinen, weil sie vom Heiligen Geist berührt worden, verstört mich nicht mehr so. Insgesamt habe ich mich eingelebt und finde mich langsam in dieser neuen sehr fremden Welt zurecht.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Kein Wasser

Wir hatten jetzt eine Woche lang kein Wasser. Was macht man da??? Wasser von irgendwo anders her anschleppen und aus Eimern duschen. Nach dem es an einem Tag heftig geregnet hatte, war das Wasser braun. Das ist ein Spass. Netterweise habe ich Wassrentkeimungsmittel bekommen. Das Problem war dann nur, dass ich nicht mehr atmen konnte , weil es so gestunken hat. Die Haare habe ich mir dann mit Trinkwasser ausgewaschen. Viel Arbeit war es auch aufs Klo zu gehen, erstmal musste man naemlich einen Eimer Wasser besorgen, um nachspuehlen zu koennen. Was war das Problem??? Nachdem ich immer wieder nachgefragt habe, ob die Nachbarn Wasser habe, wurde endlich mal gefragt. Und die Nachbarn hatten Wasser. Das hiess, dass Problem lag bei uns. Irgendwann wurde dann mal der Klempner gerufen. Was hat der herrausgefunden??? Der Haupthahn war einfach zugedraeht. Na toll. Eine Woche kein Wasser ohne richtigen Grund. Das da vorallem niemand eher drauf gekommen ist. Das ist hier so. Abwarten es wird schon. "It will..." ist hier eines der meistgesagten Satzanfaenge.
Momentan schreiben meine Schueler Exams. Ich habe aber erst am Montag erfahren, dass sie Mittwoch anfangen, obwohl ich seit Wochen nachgefragt hatte. Ich musst dann alle Arbeiten (7) auf Computer tippen und ausdrucken. Anschliessend noch zu einem Laden, um alles zu kopieren. Echt Stress. Da es schon zu spaet war und die Laeden zu waren, nachdem ich alles getipp hatte und gedruckt, habe ich alles am Mittwoch morgen kopiert. Ueber 150 Seiten.
Morgen ist mal wieder Schulfrei. Es ist Farmers Day! Ja, man wuenscht sich hier einen happy farmers day. Auch letzte Woche war Freitag frei. Irgendein muslimischer Feiertga. Das erfaehrt man aber alles immer einen Tag vorher.
Mein Hautausschlag ist immer noch nicht weg. Es wird eher schlimmer und juckt tierisch. Am Wochenende war ich das erste mal krank. Ich hatte eine dolle Erkaeltung. Ja, Erkaeltung in der Waerme und das ist nicht schoen mit Kopfschmerzen und dichter Nase bei ueber 30 Grad! Ich bin aber froh, dass das das einzige ist, was ich nach drei Monaten Ghana habe. Drei Monate bin ich jetzt schon hier. Viele andere Freiwillige sind mit ihrer Zeit fertig und fliegen nach hause oder sind schon da. Momentan koennte ich mir noch nicht vorstellen wieder zu fliegen. Das waere so kurz und ich haette noch nicht viel vom Land gesehen, aber wenn ich nur drei Monate hier gewesen waere, dann waere ich mehr gereist.