Samstag, 27. März 2010

Viedomaterial

Am Freitag sollten alle Schülerinnen um 6 Uhr (morgens!!!) in der Schule sein, damit sie noch vor Unterrichtsbeginn das Video der Einführungsfeier sehen können. Ich hatte gesagt, dass mir dies zu früh ist und ich das Video dann lieber ein anders mal sehe. Ich schlafe halt gerne.
Als ich gegen halb neun dann in die Schule kam, waren die Mädchen am Wasser holen und so wurde das Video erst um halb zehn geguckt. Allerdings ging dann der Ton auf einmal nicht. Fast zwei Stunden hat ein Lehrer verschiedene Stecker umgestöpselt, den DVD Player ausgetausch, Lautsprecher von irgendwo besorgt und und und. Ganz ehrlich ich hatte nicht mehr geglaubt, dass das noch etwas wird, aber um viertel nach elf ging auf einmal der Ton und die ganze Schule hat drei Stunden lang das Video der Einführung (Immatikulation)gemeinsam geschaut. Das ganze hat nur mit etwas über 5 Stunden Verspätung angefangen, also noch im Rahjmen für Ghana.
Ich hatte so gehofft, dass ich nicht allzu doll beim Tanzen zu sehen bin. Ich hatte ja schon berichtet, dass der Typ mit der Videokamera mich verfolgt hatte und die Mädchen um mich herum immer weg geschickt hat. Ich musste nun feststellen, dass ich doch eindeutig zu erkennen bin. Zu meinem Glück ist das Beweismaterial nicht allzu belastend. Anders gesagt, es war nicht zu peinlich, auch wenn ich dieses Video mit ca. 150 Leuten zusammen gesehen habe. Da aber auch andere getanzt oder gesungen haben, war es eigentlich sehr witzig, sich das Video an zu schauen.

Die Schüler beim Videoschauen.

Lecker Kuchen!

Ich muss immer wieder feststellen, dass ich doch eindeutig in der richtigen Schule unterrichte. Nicht nur, dass mir Sachen für umsonst genäht werden (theoretisch, denn bis auf meine Tasche habe ich mir noch nicht so viel Klamotten schneidern lassen), auch kann ich immer mal wieder Kekse oder andere Gerichte probieren. Am letzten Freitag wurden sogar Waffeln gemacht, nach deutschem orginal Rezept aus einem Kochbuch, was ich meiner Schulleiterin gegeben hatte. Leider ging das Waffeleisen am Ende nicht und ich bin nach Hause gegangen ohne probieren zu können. Am Montag werde ich erfahren, ob es noch etwas geworden ist.
Der Abschlussjahrgang macht momentan sehr oft Kuchen. Das das nicht wegschmilzt wundert mich immer. Auf meine Nachfrage wurde mir erzählt, dass das am "iceing sugar" liegt, was das ist, weiß ich allerdings nicht. Aufjeden Fall sieht es super süß und echt lecker aus, vor allem, wenn man seit Monaten nicht ansatzweise soetwas wie Kuchen gegessen hat.

Der beste Klassenraum. Hier unterrichte ich Form 1. Der Raum ist so gut, weil es relativ kühl durch das richtige Dach ist. Unter Wellblechdacht ist es echt schrecklich. Vorne ist meine Tafel zu sehen, meine einzige Unterrichtshilfe.


Nüsse werden von den Schülerinnen an den Rand des Kuchen "geklebt".


Francisca zeigt den Mädchen wie man mit der Spritztube richtig umgeht.


Gifty dekoriert ihren Kuchen.


Zwei Mädchen stolz mit ihren fertigen Kuchen vor der Schule.

Ein richtiger Boden

Letzte Woche hat das Haus einen Boden bekommen. Die Erde, die vorher aufgeschüttet wurde, wurde gleichmäßig verteilt. Dann wurde eine Zementschicht aufgetragen. Zwei Bauarbeiter haben Zement gemischt und zum Haus mit einer Schubkarre gekarrt. Ein anderer hat den Zement mit einer Holzlatte geglättet. Und fertig ist der Boden. Die meisten ghanaischen Häuser haben keinen Boden wie in Deutschland, sondern die Menschen leben direkt auf dem Estrich. In meiner Familie ist es relativ gut, weil wir fast überall einen PVC Boden verlegt haben, aber das ist wirklich etwas besonderes.
Ich denke aber, dass auch in meiner Schule vielleicht noch soetwas wie Bodenplatten oder eine besondere Beschichtung über den Zement kommt. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht allzu gut für den rohen Zementboden ist, wenn darauf etwas ausläuft oder viele Menschen leben.
Für das Mischen des Zements wird viel Wasser benötigt. Aber auch in der Schule fließt das Wasser nicht immer aus dem Hahn (so wie auch bei mir zu Hause) und so müssen die Mädchen ganz oft Wasser holen. Der nächste Brunnen ist ca. 10 Minuten entfernt. Aber wir haben auch einen Grundwasserbrunnen in der Schule, in dieser Jahrerzeit ist der nur fast immer leer und die Mädchen brauchen auch etwas Wasser zum duschen morgens.

Phidelia und Patience beim Wasser schöpfen aus dem Brunnen in unserer Schule. Da sie diese Arbeit von ihrem zu Hause gewöhnt sind, weil es auch dort meist kein fließend Wasser gibt, ist es keine Strafe für sie und es macht manchmal sogar Spaß (zumindest, wenn eine Kamera dabei ist).


Zement wird angekarrt,....


Zement wird verstrichen,....


... und schon ist der Boden fertig!

Mittwoch, 24. März 2010

Hilfe, wo kommen all diese Punkte her?!

Momentan ist es mal wieder schlimm, bisher bin ich zwar von einer Malaria verschont geblieben, meine Haut muss hier aber ganz schön leiden. Sonnenbrand ist es zum Glück nicht, aber dafür juckt meine Haut überall und ständig. Dazu kommt noch ein toller Ausschlag, der immer mal wieder kommt und zum Glück auch geht. Trotzdem sehe ich in den letzten Tag mal wieder super komisch aus, mit all den Punkten und Flecken, ein bisschen wie mit Windpocken (die es aber sicher nicht sind)! Ein Heilmittel konnte ich noch nicht finden.

Kriminalstatistik

Ich stellen immer wieder fest, dass in Swedru doch anscheinend relativ viele kriminelle Aktivitäten stattfinden. Um den Jahreswechsel herum war Swedru in den Schlagzeilen, wegen den Unruhen, über die ich auch berichtet habe. Auch wusste ich, dass Swedru eine Hochburg der Sakowas ist, über die ich natürlich auch schon geschrieben habe. Ein Bekannter, der Computer repariert hat mir neulich erst erzählt, dass 90 % der jungen Männer in Swedru in dieses Geschäft verwickelt sein sollen. Diese Zahl kann ich so nicht bestätigen, aber dass es unglaublich viele sind schon. Überall sieht man sie und hört von ihnen. Was für die Bewohner von Swedru noch viel schlimmer ist, ist aber eine Reihe von Überfällen. Fast jede Nacht werden Häuser ausgeraubt und Menschen bedroht. Auch meine Familie hat Bekannte, denen dies geschehen ist. Selbst die katholischen Priester wurden schon ausgeraubt. Vor wenigen Tage habe ich auch in den Nachrichten einen Bericht gehört, über eine Bande junger Männer, die Autos gestohlen und als Einzelteile wieder verkauft haben. Natürlich kamen diese Männer aus Swedru und haben die Autos hier gestohlen gehabt. Bei einer anderen Freiwilligen haben sie in der Nacht zwei Mutterziegen geklaut, die Zicklein waren erst einen Tag alt, als sie Waisen wurden. Zum Glück gab es noch andere Mutterziegen. Die Diebe sind jedoch zwei Nächte später wieder gekommen und haben auch noch die restlichen Ziegen geklaut. Von dem Diebstahl von 500 Meter Stromleitung in meinem Stadtteil in einer Nacht, hatte ich ja auch schon berichtet.
Der Grund, warum ich dies jetzt alles noch mal gesammelt schreibe, ist, dass auch meine Familie vor kurzem Opfer eines Diebstahls wurde. Mitten am Nachmittag bei Regen hat jemand die Schule vor unserer Haustür geklaut. Alle Schuhe bis auf meine Flip Flops sind weg gewesen. Ich bin froh, dass ich meine Schuhe immer rein nehme und diese Flip Flops waren wahrscheinlich schon zu alt und gebraucht. Mein Gastvater meinte, die Person wird sie säubern und auf dem Markt verkaufen. Das fällt gar nicht auf, weil viele Dinge hier Second Hand Produkte sind. Aber ich frage mich, warum man das bloß macht! Solange es aber nur die Schuhe sind, kann ich und meine Familie mit diesem Diebstahl gut leben.

PTA Meeting

Letzten Samstag war in meiner Schule ein PTA Meeting (Parents-Teachers-Association), also ein Treffen der Lehrer und Eltern, um über Probleme zu sprechen. Dieses Treffen findet ein mal im Jahr statt und es gibt sogar einen von den Eltern gewählten Vertreter. Die Eltern sollen bei diesem Treffen vor allem die Möglichkeit bekommen Fragen stellen zu können, denn oftmals bekommen sie falsche Informationen von ihren Kindern. Nicht selten erzählen sie von mehr Schulgeld, um die Differenz des wahren Schulgeldes und das was sie von ihren Eltern bekommen zu behalten. Auch über das Verhalten der Schüler in der Schule und Disziplin wird gesprochen.
Es waren erstaunlich viele Eltern oder ältere Geschwister da. Leider war der ganze Vormittag (drei Stunden ging das Treffen) etwas langweilig für mich, da alles in Fanti besprochen wurde und ich somit kein Wort verstanden habe. Francisca und Evans haben mir später ein paar Punkte erklärt, um die es ging, aber die Stimmung und die genauen Fragen oder Art zu fragen habe ich nicht mitbekommen, was wahrscheinlich sehr interessant gewesen wäre.
Am Sonntag habe ich den ganzen Tag die Exams (Prüfungen) für meine Schüler fertig gestellt, nur um am Montag gesagt zu bekommen, dass diese anders sein sollen, als im ersten Term. Daher muss ich jetzt alles neu entwerfen. Sie haben jetzt für ein Fach nicht zwei Stunden, sondern, 3 ½ Stunden Zeit. Außerdem soll ein Großteil Fragen mit möglichen Antworten zum Ankreuzen sein. Ich finde das so sinnlos. Warum soll man in Mathe die Antworten schon vorgeben, wer nichts weiß, kann dabei auch durch raten eine gute Note bekommen. Außerdem wird dann nicht gerechnet, sondern oftmals geschätzt. Da die zentralen Abschlussprüfungen aber auch zum ankreuzen sein werden, muss ich den Fragetyp mit meinen Schülern ja schon vorher trainieren. Trotzdem sehe ich das ganze sehr negativ und würde glücklicher sein, die Fragen so stellen zu können, wie ich es will. Außerdem soll ich in jedem Fach genau 50 Fragen stellen, weil die Note später über 50 ist (ein Bruch Punktzahl als Zähler und 50 als gesamt Punktezahl im Nenner). Auch das finde ich nicht gut, da ich den Schwergrad eine Frage so nicht bewerten kann und die Masse von Fragen auch sinnlos ist. Ich stelle lieber eine schwere Frage und gebe 5 Punkte für diese. Aber ich werde erst in zwei Wochen sehen, wie gut oder schlecht meine Schüler mit diesen Fragen zurecht kommen. Bisher habe ich nur wieder viel Arbeit vor mir, denn ich muss ja alles neu entwerfen.

Die Eltern

Francisca berichtet. Neben ihr dir Vertreter der Eltern, links vorne Evans

Weitere Fortschritte auf dem Bau. Fenstergitter und etwas Verputzung. Das Dach ist fertig (von Außen)

Freitag, 19. März 2010

Auf nach Togo!

Bei der Einreise nach Ghana habe ich einen Stempel in meinen Reisepass bekommen, der mir nur erlaubt für 60 Tage im Land zu bleiben, danach kann man einen Monat verlängern. Mit etwas „Motivationsgeld“ und einem Freund in der entsprechenden Behörde haben wir Freiwillige eine 4 Monatsverlängerung bekommen. Anfang März, war meine legale Zeit dann in Ghana endgültig abgelaufen und so musste ich das Land verlassen. In Deutschland wusste ich das schon und so habe ich ein Multiple Entry Visa gekauft, dass es mir erlaubt, so oft ich will innerhalb eines Jahres nach Ghana einzureisen. Also bin ich letztes Wochenende nach Togo gefahren, um die Grenze zu überqueren, damit ich wieder einen 60 Tage Stempel in meinem Pass bekomme.
Die Reise von Accra hat nur knappe 4 Stunden gedauert und umgerechnet 3,50 Euro gekostet.
Die Grenzanlage war für Europäische Augen echt witzig. Eine Sandstraße, eine Seil zur Absperrung und ein Zaun. Ghanaer und Togolesen brauchen kein Visum und müssen nur ihren Pass vorzeigen, die meisten behaupten aber, dass sie keine Papiere haben und können daher einfach so ohne jegliche Kontrolle die Grenze passieren. Ohne Papiere ist das Leben hier im allgemeinen sowieso viel unkomplizierter. Für uns Weiße ging aber ein Papiermarathon los. Erstmal mussten wir uns in Ghana abmelden und einen Stempel bekommen, dass wir ausreisen. Dabei mussten wir ein Formular ausfüllen, in dem wir alles möglich angeben mussten. Adressen, Gründe und Daten. Auf der togolesischen Seite in einer Art Hütte, eigentlich nur ein überdachter Platz mit Schreibtisch (ich frage mich, was die machen, wenn es regnet), mussten wir das gleiche wieder machen. Die wollten sogar die Namen unserer Eltern wissen und wo wir übernachten und und und. Schlecht nur für die Menschen, die z.B. nicht wissen, wie ihr Vater heißt. Dann mussten wir noch 10.000 CFA bezahlen umgerechnet 15 Euro für das Visum. Vor der Grenze stehen immer unglaublich viele Menschen, die Geld wechseln. Sie sitzen unter einem Sonnenschirm, haben einen Stuhl, einen Taschenrechner und einen riesigen Bündel der beiden Währungen bei sich. Auf jeden Fall, sollte man mitrechnen, auch mich haben sie versucht zu beschei..., ich meine zu betrügen.
In Lome bin mit einer anderen Freiwilligen bei einem katholischen Priester untergekommen. Ein bekannter Priester aus Togo in Deutschland hat mir den Kontakt vermittelt und ich bin ihm unglaublich dankbar, denn ich spreche kein Wort Französisch und auch die andere Freiwillige nicht, natürlich konnte dort niemand Latein :).
Von Freitag bis Montag konnten wir im Pfarrhaus kostenlos wohnen und essen. Mit seinem Auto hat er uns Lome bei Nacht gezeigt und ist auch am nächsten Tag mit uns durch die Gegend gefahren. Am Nachmittag sind wir mit einem Mädchen aus dem Pfarrhaus über den Markt und durch die Straßen gelaufen. Zwar konnte sie kein Englisch oder Deutsch, aber wir konnten ihr vertrauen und uns mit Zeichensprache verständigen und haben uns so wenigstens nicht verlaufen oder für irgendetwas zu viel bezahlt. Der Pfarrer konnte glücklicherweise Deutsch, weil er einige Jahre in Deutschland gelebt hat.
Mein Eindruck von Lome ist, dass es viele Ähnlichkeiten mit Ghana hat. Die Sprache ist natürlich der größte Unterschied, aber auch der Verkehr. In Accra ist immer und überall Stau, in Lome ist der Verkehr verhältnismäßig übersichtlich, dass liegt vor allem an den ganzen Motorradtaxis, die es bei uns in Ghana nicht gibt. Diese sind aber auch sehr gefährlich, denn man braucht dafür keinen Führerschein und so haben wir auch mehrere Unfälle gesehen und ohne Helm mit kurzer Hose von einem Motorrad zu fallen ist nicht so angenehm.
Da Lome direkt am Meer liegt, ist es dort durch den ständigen Wind von den Temperaturen viel erträglicher, als in Swedru. Der Nachteil ist aber, dass die Stadt praktisch auf Sandstrand gebaut ist und man, wenn man durch die Straßen läuft teilweise das Gefühl hat, über einen Strand zu laufen. Von dem ganzen Sand und Staub, der auf der schweißnassen Haut kleben bleibt, ist man auch unglaublich dreckig.
Das Highlight war ein Restaurantbesuch am Sonntag Mittag. In diesem Restaurant gab es deutsches Essen und sogar die Karte war teilweise in deutsch. Ich konnte mich überhaupt nicht entscheiden, am liebsten hätte ich alles gegessen. Am Ende ist es dann ein Schnitzel mit Kartoffelpüree geworden. Später gab es dann noch Eis und natürlich wurden wir wieder eingeladen. Der Pfarrer hat sogar Schweinshaxe gegessen. So ein Essen gibt es hier wirklich sonst nicht! Auch am Abend waren wir bei einem Gemeindemitglied zum Essen eingeladen. Es war ein unglaublich netter Abend, obwohl wir mit niemanden direkt reden konnten. Aber sie waren alle sehr herzlich und gastfreundlich.
Die Gemeinde des Pfarrers liegt in einem Vorort Lomes und hat 10.000 Mitglieder. Einen Sonntag haben sie gezählt 2.000 Leute haben die Messe besucht. Es gibt eine Hauptkirche, die ganz neu ist, neben der auch das Gemeindehaus und eine Schule ist und eine weiter „Kirche“ etwas entfernt. Dabei handelt es sich nur um eine Art offene Scheune, ohne richtige Einrichtung oder Wände. Am Sonntag gibt es drei Messen und die Messe morgens um 6 war so voll, dass das Auto vom Pfarrer zu gestellt war, denn die Leute hatten sich die Bänke aus der Schule geholt und um die Kirche herum postiert, denn die war voll. Die ganze Zeit, in der wir da waren, waren immer irgendwelche Anbetungen oder Gruppen in der Kirche oder drumherum.
Die Reaktion auf Deutsche war sehr positiv, obwohl Togo eine ehemalige Kolonie Deutschlands war. Uns wurde erzählt, das die Togolesen Deutsche viel mehr mögen als Franzosen, die nach den Deutschen die Kolonialmacht in Togo waren. Die Erinnerungen an die Deutschen seien sehr positiv, den unter diesen konnte man Karriere machen, was bei den Franzosen nicht der Fall gewesen sei. Diese haben nur ihre eigenen Leute in wichtige Positionen gesteckt. Wenn man nicht perfekt Französisch konnte, hatte man kaum eine Chance. Auch die deutsche Arbeitseinstellung wird noch heute als sehr positiv angesehen.

Am Montagmorgen wurden wir von dem Pfarrer zur Grenze gebracht. Dort haben wir wieder alle Papiere ausfüllen müssen und ich habe meinen Stempel in meinen Pass bekommen. Dann ging es auf den Weg zurück nach Accra und dann Swedru. Es war gut, auch ein anderes westafrikanisches Land, wenn auch nur ein bisschen, kennen zu lernen.

Auf dem Weg nach Lome:
An der Trotro Station in Accra. Ein mobiler Haarschneidesalon. Ja, der Mann bekommt gerade einen Haarschnitt. Der Friseur hat eine Schere, ein Messer und einen Umhang dabei und wenn man will kann man sich direkt da, wo man gerade ist, die Haare schneiden lassen.

Eine Reise die ist lustig, eine Reise die ist schön,...
Meinewenigkeit auf dem Weg nach Lome in einem Trotro, damit ihr seht, dass ich wirklich da bin:) Ich bin ja sonst immer hinter der Kamera.


Eindrücke aus Lome:

Die Menschen tragen ihre Lasten auf dem Kopf, egal wie viel oder schwer es ist. Viele von ihnen könnten den gesamten Möbelkauf von IKEA auf dem Kopf nach Hause tragen.

Eine gepflasterte Straße. Es gibt unglaublich viele Motorradtaxis.

Die Hauptstraße direkt am Meer.

Viele Straßen gleichen mehr einem Strand. Lome liegt nämlich direkt am Meer.

Eine Bank in Lome. Verschiedene Welten in einer Stadt, aber das gibt es ja fast überall.

Ein Thermometer! Sonst glaubt ihr mir mein Stöhnen über das Wetter ja nie! Und ganz ehrlich, ich fand es nicht warm an diesem Tag! Aber wenn es wirklich warm ist, ist ja nirgends ein Thermometer in der Nähe! Wer es nicht lesen kann, 37 Grad Celsius!

Die neue Kirche in Lome. Bei dem Pfarrer dieser Gemeinde haben wir gewohnt. Von drinnen ist sie aber noch nicht fertig.

Aufnahmefeier der neuen Schüler

Ghanaer feiern unglaublich gerne, das habe ich schon feststellen können. Im Dezember haben wir die Graduation, also den Abschluss der alten Schüler gefeiert, jetzt am 11. März gab es die Aufnahmefeier der neuen Schülerinnen.
Es war ein unglaublich schöner Tag, den Feiern können Ghanaer! Eigentlich sollte es um 10 Uhr los gehen, aber natürlich fing mal wieder nichts vor 11 Uhr an. Alle Schülerinnen waren da und die Neuen durften Freunde und Verwandte einladen. Zuerst sind die Neuen in einer Parade tanzend eingezogen, dann gab es Reden, der Schulleitung, der alten Schüler zur Begrüßung und eine Rede einer neuer Schülerin.Die Schüler haben auch einen Eid auf die Schulregeln aufgesagt. Dann wurde natürlich wie immer und überall in Ghana Spenden gesammelt, aber auf eine ganz witzige Weise. Einige der neuen Mädchen haben Geschichten zu Figuren aus Luftballons erzählt und während dessen konnte man hingehen und für 0,50 Cedi (so 25 Cent) einen Luftballon zerstechen. Ein bisschen schlimm war das schon für mich, weil ich den ganzen Morgen die Luftballons mit einen super schlechten Luftpumpe aufgepumpt hatte. Meine stundenlange Arbeit wurde einfach so zerstochen, aber war ja für einen guten Zweck. Es gab noch einige Tänze die aufgeführt wurden und Lieder die vorgetragen wurde. Mein persönliches Highlight war aber, wie alle getanzt haben für eine ganz schön lange Zeit. Eigentlich habe ich mich geweigert zu tanzen. Ich würde mich nie als begnadete Tänzerin beschreiben, aber neben den Mädchen mit ihrem Hüftschwung, den sie schon drauf haben, bevor sie richtig laufen können (keine Übertreibung!), mache ich wirklich keine gute Figur. Die Art hier zu tanzen ist einfach anders. Der Hauptgrund, warum ich es hier aber vermeide zu viel zu tanzen, ist, dass mich alle beobachten und am schlimmsten noch Fotos machen. Das liegt daran, dass ich zufälligerweise weiß bin.
Nach einiger Zeit hat mich dann aber eine Lehrerin doch mit geschleppt. Und ich musste in der Mitte von allen tanzen und es hat mir überraschender Weise doch Spaß gemacht. Das lag aber hauptsächlich daran, dass ich mich stark an einen Flashmob erinnert gefühlt habe denn als die Mädchen mich gesehen habe, sind sie alle auf mich zu gestürmt, haben mich umringt, gejubelt und um mich herum getanzt. Sie wollten mich gar nicht mehr gehen lassen. Das war echt ein unglaublich tolles Gefühl, denn sie haben sich aus ganzem Herzen gefreut und keiner hat das Tanzen beurteilt, es ging nur um den Spaß an der Freude. Eine Befürchtung ist dann aber doch war geworden, ein Typ mit einen Videokamera hat alle Mädchen immer weg geschickt, um mich beim Tanzen zu filmen! Leider, haben die seine Anweisungen auch befolgt. Und so bin ich wahrscheinlich die weibliche Hauptrolle in irgendeinem Video. Ich hoffe nur, dass das nie jemand zu sehen bekommt :)!
Zum Ende gab es noch einen Talentwettbewerb. Einige der neuen Mädchen habe 5 Minuten vorgeführt, was sie konnten. Eine hat gewollt witzig getanzt, einige haben gemodelt oder gesungen, aber die meisten haben geschauspielert. Sie waren alle echt richtig gut. Ich war so überrascht, meine Schülerinnen mal in einer anderen Rolle zu sehen. Die meisten von den Schauspielern haben witzige Stücke vorgeführt, kleine Sketche sozusagen. Besonders gut fand ich eine, die eine von unseren Lehrerinnen nachgemacht hat. Sie hatte die Sprache, die Art sich zu bewegen und die typischen Sätze echt unglaublich gut drauf. Eine von den Schauspielerinnen hat auch gewonnen. Sie hat eine Nudelmaschiene bekommen, die schon mal im Unterricht gebraucht wurde. Sie war so überrascht und so gerührt vor Freude, dass sie weinen musste. Ich fand schön, wie sehr sich dies Mädchen über für uns so kleine Sachen so riesig freuen. Welcher deutsche Schüler würde vor der ganzen Schule vor Glück über eine Nudelmaschiene für vielleicht 15 Euro weinen!
An diesem Tag habe ich wieder erleben können, wie groß die Freude an so vielen kleinen Sachen sein kann. Einfach tanzen, Sketche aufführen, sich selber und das Leben feiern und einer Nudelmaschiene.


Einzug der neuen Schülerinnen

Party! In der Mitte ist ein Lehrer, der für ein paar Stunden in der Woche den Abschlußjahrgang unterrichtet. Als ich kam, waren es ca dreimal so viele Mädels um mich.

Die neue "erste Klasse". Im Vordergrund Evans, Francisca und ich am Tag der Einführungsfeier. Diese Mädchen unterrichte ich in Englisch, Mathe und Food and Beverage Service. Wer Lust hat kann ja mal zählen. Es sind auf jeden Fall viele und alle sind in einer Klasse! Ich habe viel zu tun.

Donnerstag, 18. März 2010

Funkstille

Für meine Verhältnisse habe ich ja jetzt schon sehr lange nicht mehr geschrieben, dass lag daran, dass ich ein wirklich ernsthaftes Computerproblem hatte. Vor genau 2 Wochen habe ich mir irgendwie einen Virus eingefangen. Ich konnte gar nichts mehr machen, nicht mal hochfahren. Seit heute abend geht es wieder. Ein anderer Freiwilliger hat sich drei Tage um den PC gekümmert. Für Leute, die sich mit all dem auskenne, wir haben die Festplatte ausgebaut, in seinem PC wieder eingebaut und dann mit einer Livesoftware CD alle Daten gerettet. Dann eine Sytemerneuerung auf meiner Festplatte gemacht. Anschließend wieder alle Daten drauf.Das ist die Kurzversion des ganzen. Ich bin ihm so dankbar. Mein PC erleichtert mir das Leben hier nämlich ungemein. Filme gucken, Musik hören und E-Mails schreiben, all das, ist mit PC so viel einfacher.
Ich möchte aber auch allen in Deutschland danken, die sich trotz der Entfernung bemüht haben mir zu helfen, insbesondere natürlich meinem Vater, der seit 2 Wochen jeden Tag für mich gearbeitet hat, um die beste Lösung für das Problem zu finden. Vielen Dank!

In den nächsten Tage werde ich versuchen, die Berichte zu den vergangenen zwei Wochen nach zu holen, besonders, da ich letztes Wochenende ja nach Togo reisen musste, um mein Visum beim Einreisen wieder zu verlängern. Dann hatten wir auch eine Aufnahmefeier für die neuen Schüler in meiner Schule. Aber dazu dann in den nächsten Tagen mehr....

Laufender Bericht März 2010

Frankeve Human Development Foundation

1.Projekt

a) Wie sieht deine Tätigkeit aus? Bist du damit zufrieden? Wenn nicht, beschreibe kurz, warum und wie man dies eventuell ändern könnte.

Ich unterrichte zur Zeit 17 Stunden a 60 Minuten die Woche. Meine Fächer sind Mathematik, Englisch und Food and Beverage Service. All diese Stunden unterrichte ich alleine und eigenständig. Hinzu kommt noch die Vorbereitung und Protokollierung der Stunden sowie das Korrigieren von Tests am Nachmittag. Seit einigen Wochen gebe ich am Nachmittag noch extra Stunden für Schülerinnen, die trotz ihrer 18 Jahre nicht richtig lesen und schreiben können. Mit dieser Arbeit bin ich momentan sehr zufrieden, denn sie lastet mich aus und ich sehe bei vielen Schülerinnen Fortschritte. Außerdem trage ich viel Verantwortung, weil ich komplett eigenverantwortlich arbeite. Obwohl ich keine ausgebildete Lehrerin bin, habe ich nicht das Gefühl, dass mein Unterricht schlechter, als der der anderen Lehrer ist, denn auch die meisten ghanaischen Lehrer haben keine Lehrausbildung. Allerdings habe ich oftmals Probleme mich im ghanaischen Schul- und Lernsystem zurecht zu finden. Die Methoden, an die die Schüler gewöhnt sind, unterscheiden sich sehr von den deutschen Methoden. Eigenständiges erarbeiten von Problemlösungen, Gruppenarbeiten oder eigenverantwortliches Lernen, gibt es so gut wie nicht. Auch die körperlichen Strafen bin ich nicht gewohnt. Zum Glück gibt es an meiner Schule kein Schlagen der Schüler, aber Hin knien, Stehen oder Unkraut jäten sind mögliche Bestrafungen. Es viel mir leicht dies zu akzeptieren, selber die Schüler aber so zu bestrafen fehlt mir schwer, obwohl sie dieses teilweise selber von mir fordern. Trotz dessen, denke ich, dass ich nach nun 6 Monaten meinen Weg aus ghanaischen und deutschen Unterrichtsmethoden gefunden habe.
In letzter Zeit habe ich noch einige andere Aufgaben in der Schule übernommen. So wird zum Beispiel die Homepage der Schule neu gestaltet und ich übersetzte die Texte ins Deutsche.
Ein anderes großes Projekt, dass ich momentan durchführe, ist das Sammeln von Spenden für den Bau richtiger Klassenräume. Zur Zeit hat die Schule nur offene Räume, die ein Wellblechdach haben, unter dem es in der afrikanischen Sonne ganz schön warm werden kann, sodass konzentriertes Lernen kaum noch möglich ist. Da meine Schule eine Berufsschule für Catering und Fashion (Schneidern) ist, haben die Mädchen Taschen und andere kleine Produkte genäht, die ich in Deutschland verkaufe. Ich möchte nicht einfach Geld sammeln, sodass der Eindruck entsteht, dass ich die Weiße bin, die Geld bringt. Ich möchte ihnen viel mehr eine Möglichkeit geben, Geld mit ihrem gerade erlernten Handwerk zu verdienen. Alle Produkte, die von meinem Besuch zu Weihnachten nach Deutschland mitgenommen wurden, wurden von meiner Familie bereits in Deutschland verkauft, jedoch kann ein Freiwilliger, der bald nach Deutschland zurück fliegt, einige Dinge mitnehmen und wenn ich zurück fliege, werde ich wiederum einiges mitnehmen.
Von dem Geld, dass bisher zusammen gekommen ist, konnte ein ganzer Raum fast fertig gestellt werden. Das Einkaufen der Stoffe, Besprechen der Schnitte, Kontrollieren der Fehler und Dokumentieren der Fortschritte beim Fertigen der Produkte sowie am Bau, um alle Spender in Deutschland zu informieren, geben mir zusätzliche einiges an Arbeit. Aber es ist gut für mich, neben dem theoretischen Unterricht noch einiges Produktives zu machen, bei dem man die Ergebnisse in der Hand halten kann bzw. direkt sehen kann.
Insgesamt merke ich, dass ich in meinem Projekt wirklich gebraucht werde und das meine Arbeit sinnvoll ist. Wäre ich nicht da, gäbe es kein Geld einen anderen Lehrer zu beschäftigen. Dieses gibt mir in meinem ganzen Tun ein positives Gefühl und Motivation für die kommende Zeit. Auch mein gutes Verhältnis zu meiner Schulleiterin lassen mich in meinem Projekt fast wie zu Hause fühlen.


b) In welcher Form wirst du durch den Projektpartner betreut? Bist du damit zufrieden?

Bisher fühle ich mich gut durch ARA betreut. Allerdings hatten ich auch noch keine wirklichen Probleme, in denen ich Unterstützung benötigt hätte. Ich habe das Gefühl jeder Zeit anrufen zu können und Hilfe zu bekommen. Hinzu kommt, dass wir alle zwei Wochen ein Treffen mit einem Betreuer haben, in dem wir über unsere Problem und mögliche Lösungen reden können.
ARA hat uns auch bei unseren Problemen mit der Visumsverlängerung geholfen.
Letztes Wochenende hatten wir unser zweites Evaluationsseminar in Accar. Alle drei Monate treffen wir uns mit allen ARA Mitarbeitern und Weltwärtsfreiwilligen, um über Probleme, Veränderungen im Projekt oder an uns selber und anderen Themen zu sprechen. Diese Treffen empfinde ich als sehr positiv, denn oftmals scheint einem ein Problem zu klein, um deshalb anzurufen. Außerdem kann man den ganzen Aufenthalt in Ghana in diese Zeit gut reflektieren.
Was mir bisher aber sehr negativ an ARA aufgefallen ist, ist die Kommunikation unter den Mitarbeitern und gegenüber den Freiwilligen. Informationen kommen oftmals sehr spät oder erst auf Nachfrage. Es kann auch mal sein, dass mache Mitarbeiter verschiedene Dinge sagen oder über andere gar nicht Bescheid wissen. Ein Beispiel von vielen ist, dass ich erst am Mittwochabend von anderen Freiwilligen gehört habe, dass das Seminar nicht am Freitag, wie angekündigt, sondern schon am Donnerstag losgeht. Auf dem Seminar haben wir dann auch erfahren, dass es erst Montag anstatt Sonntag endet.


2. Leben

a) Beschreibe kurz dein Leben außerhalb der Arbeitszeiten (Ausflugsmöglichkeiten etc.) Wie verbringst du deine Freizeit?

Meine Nachmittag sehen immer verschieden aus. Seit einiger Zeit sind sie durch den extra Unterricht noch kürzer, außerdem bereite ich noch Unterricht vor und Korrigiere.
An einem Tag die Woche wasche ich den ganzen Nachmittag meine Kleidung. Wenn ich aber mal Zeit habe, treffe ich mich mit anderen Freiwilligen oder gehe zur Post bzw. etwas einkaufen. Hobbys hat man hier außer lesen nicht viele. Da ich ein Netbook habe kann ich auch viele Berichte und Artikel schreiben. Außerdem habe ich viele Gespräche mit meinen Gasteltern und schaue manchmal mit ihnen gemeinsam Fernsehen. Am Wochenende gehe ich oft in die Kirche, mal mit meinen Gasteltern gemeinsam, mal alleine in die katholische Messe, würde ich nicht gehen, würden meine Gasteltern dies sehr negativ sehen. Ich war mit ihnen auch schon auf einer Verlobung, einer Hochzeit und einer Beerdigung. Alle zwei bis drei Wochen reise ich mit anderen Freiwilligen am Wochenende und schaue mir etwas vom Land an.
Viele Freizeitmöglichkeiten wie in Deutschland gibt es hier allerdings nicht.

b) Mit wem hast du Kontakt (andere Freiwillige, Einheimische etc.) ?

Die meisten Freunde habe ich unter den anderen Freiwilligen, mit denen man auch etwas gemeinsames unternimmt. Es ist nicht so, dass ich sie jeden Tag sehe, aber schon ein paar mal die Woche. Der Kontakt zu Einheimischen ist teilweise gut, aber auch schwierig. Zu meinen Gasteltern und den Mädchen, die bei uns im Haus wohnen habe ich einen sehr guten und engen Kontakt. Besonders mit meinem Gastvater habe ich viele Gespräche. Genauso mit meiner Schulleiterin und ihrem Ehemann. Diese würde ich sogar als Freunde bezeichnen. Außerdem habe ich noch Kontakt zu einigen Leuten, die man immer mal wieder trifft und sich kurz unterhält. Richtige Freundschaften sind das aber nie, weil man immer wieder erfährt, dass einen viele Menschen, die man so kennen lernt und trifft, nach Geld fragen oder einer Möglichkeit nach Deutschland zu kommen. Frauen in meinem Alter kennen zu lernen ist schwierig, denn sie müssen arbeiten oder in der Familie helfen.Weg zu gehen wird in der Gesellschaft oftmals schlecht angesehen. Wie gesagt, gibt es auch nicht viele Hobbys, die man teilen könnte. Bei Männern macht man sehr oft die Erfahrungen, dass sie sofort eine Beziehung zu einem haben wollen, rein platonische Freundschaften gibt es kaum.
Aber ich denke auch, das meine persönliche Einstellung vieles ändern könnte. Ich bin ein Mensch der zum Aufbau von Freundschaften und Vertrauen vielleicht auch mehr Zeit braucht als andere und zurückhaltender ist.

3. Reflektion

a) Beschreibe eine Beobachtung oder ein persönliches Erlebnis aus dem letzten Monate, welche/s für dich sehr überraschend oder ungewohnt war.

Zu Weihnachten bin ich gereist. In dieser Zeit habe ich mehr vom Land, aber auch seinen Gegensätzen gesehen. An einem Tag waren wir im Norden Ghanas und haben runde Lehmhütten in ärmlichen Dörfern gesehen. Diese hatten gerade mal einen Wasserbrunnen für das ganze Dorf und unser ghanaischer Begleiter hat uns auch berichtet, dass diese Menschen nicht genug hätten, um sich selber zu versorgen. Sie seien auf Lebensmittelhilfe aus dem Süden Ghanas angewiesen. Am nächsten Tag war ich in Accra in einem Beach Ressort. Dort waren hauptsächlich reiche Ghanaer, die alles bestellen konnte was sie wollten, im Swimmingpool Pool gebadet haben und mit ihren Kindern auf einem Spielplatz waren. Diese extremen Unterschied in ein und demselben Land in so kurzer Zeit zu erleben, hat mich im ersten Moment verstört. Aber dann ist mir bewusst geworden, dass es auch in Deutschland große Unterschiede gibt. Wir haben auch 5 Sterne Hotels und gleichzeitig Obdachlose eine Straße weiter. Wir kennen diese Welt nur besser und sie ist uns vertrauter, daher wirkt dieses nicht so verstörend auf uns, wie das Erleben dieser Gegensätze in einem fremden Land und einer fremden Kultur. Allerdings muss ich schon sagen, dass Ghana wirklich ein Land der Gegensätze ist und man vieles oftmals mit unserm europäischen Blick nicht verstehen kann.

Ein anderes Erlebnis hatte ich gestern. Auf der Straße wurde ich von einer Frau in Uniform angesprochen. Ich habe höflich auf sie gewartet. Dann hat sie mich aber nur nach meinem Namen gefragt und dann nichts mehr, also bin ich weiter gegangen, weil ich pünktlich zur Schule musste. Hinzu kam noch, dass diese Frau wirklich sehr langsam gegangen ist. Als sie meinte, warum ich gehe, sie spreche doch mit mir, habe ich ihr erwidert, dass ich leider in Eile sei. Das war anscheinend keine so gute Antwort. Die Frau ist total sauer geworden und meinte sie sei vom Immigration Service. Dann hat sie mich gefragt, wie lange ich in Ghana sei und wollte mein Visum und Reisepass sehen. Natürlich trage ich diese Dokumente nicht mit mir herum, sondern sie liegen sicher verwahrt in meiner Unterkunft. Das wollte die Frau mir aber nicht glauben und wurde sehr wütend. Ich hatte gar keine Chance mich irgendwie zu verteidige, weil sie mich gar nicht hat reden lassen.Man muss in Ghana auch keine Papiere mit sich tragen. Sie wollte mich mit ins Büro nehmen und ihren Chef informieren. Sie meinte sie hätte mich schon seit einem Monat an dieser Straße langlaufen sehen und beobachtet.
Fast 10 Minuten ging dieser Streit, bis sie in eine andere Richtung musste und meinte sie würde morgen auf mich warten. Sollte ich dann meine Papiere nicht haben, würde ich ein ernsthaftes Problem bekommen. Heute morgen war die Frau zum Glück nicht da.
Ich habe mit anderen Ghanaern gesprochen und sie haben mir recht gegeben, dass ich nichts falsches gemacht habe. Die Frau kam sich nur sehr wichtig in ihrer Uniform vor und ich habe ihr anscheinend nicht genügend Respekt entgegen gebracht. Daraufhin wollte sie mir ihre Macht demonstrieren. In der Situation und auch direkt danach, habe ich mich allerdings so hilflos und ungerecht behandelt gefühlt. Eine Uniform hat hier auf die Menschen, auch auf die, die sie tragen eine ganze andere Wirkung, als in Europa.


b) Gibt oder gab es irgendwelche Schwierigkeiten oder Probleme?

i.Was wurde bereits von dir und/oder dem Projektpartner versucht, um diese zu lösen? War dies erfolgreich?

Am Anfang hatte ich einige ganz kleine Probleme in der Gastfamilie. Ich bin die erste Freiwillige in der Familie und so war für beide Seiten alles neu. Die Probleme waren, dass ich zu viel essen musste und nicht nein sagen durfte. Außerdem habe ich viele persönliche Konflikte mit dem Glauben und der Kirche meiner Gasteltern gehabt. Diese Probleme sind aber nach zwei Monaten verschwunden. Ich bin in der Familie vom Gast zum Familienmitglied geworden und kann auch mal selber Entscheidungen treffen. Hauptsächlich habe aber ich gelernt, meine Rolle in der Familie anzunehmen und einige Freiheiten aufgegeben, bzw. erobere sie mir langsam wieder.
Insgesamt ist das Leben in der Familie jetzt aber positiv.
Mein einziges Problem ist, dass ich Kakerlaken in meinem Zimmer habe. Nachdem sie zwei mal, trotz Moskitonetz, in meinem Bett waren und ich von ihrem Krabbeln über meine Haut aufgewacht bin, kann ich kaum noch schlafen. Aber hier tut meine Familie wirklich alles um mir zu helfen. Am Anfang wurde mein Ekel noch belächelt, aber mittlerweile wurde im Haus gesprüht und ein Schreiner war da, der einige Ritzen meines Zimmers zur Garage abgedichtet hat. Aber leider sind sie immer noch zahlreich im Haus unterwegs. Insgesamt bin ich aber froh, dass dies momentan mein einziges Problem ist.

ii)Welchen Lösungsweg könntest du dir vorstellen?

Meine Gastmutter will vielleicht eine Art Kammerjäger bestellen, der das ganze Haus nochmal gründlich mit Insektengift ein sprüht. Sonst bin ich mittlerweile machtlos und schlafe seit einiger Zeit nur noch mit Licht, weil Kakerlaken vom Licht in die Räume ohne Licht flüchten.


4) Sonstiges

a) Was du sonst noch sagen/erzählen wolltest:

Vom 29. Januar bis 5. Februar hatte ich ein Zwischenseminar von FID in Abetefi. Dieses Seminar fand ich sehr gut, denn ich bin nicht nur einmal komplett aus allem heraus gekommen, sondern ich habe vor allem Freiwillige aus anderen Ländern, Projekten und Organisationen kennen gelernt. Dieser Austausch hat mir persönlich sehr viel gebracht, da ich ganz andere Ansichten und Erfahrungen kennen lernen konnte. Ich sehe viele Dinge jetzt positiver und habe mehr Motivation andere Dinge zu probieren. Auch, dass wir Teamer aus Deutschland hatten, war sehr positiv, denn Probleme auf deutsch zu besprechen, ist einfacher. Da das Seminar eine Woche ging, hatte man auch wirklich Zeit für das Besprechen von Konflikte und Erfahrungsaustausche zu vertiefen.
Problem konnten auch besprochen werden, ohne das irgendjemand außer man selber direkt betroffen ist. Dadurch hat sich keiner angegriffen gefühlt bzw. man musste keine Angst haben was für Konsequenzen einzelne Aussagen haben. Man konnte sich voll auf sich selber und die eigene Rolle konzentrieren. Daher würde ich jedem empfehlen, diese Art von Zwischenseminar zu besuchen.

Dienstag, 2. März 2010

Das Haus hat ein Dach!

Seit letzter Woche hat der neue Raum in meiner Schule ein Wellblechdach. Noch ist nicht alles fertig, aber es nimmt Gestalt an.

6 Monate Ghana - Seminar in Accra

Letztes Wochenende hatte ich mein zweites Seminar mit meiner Organisation ARA in Bortianor/ Accra. Dieses Seminar haben wir jede drei Monate und so auch jetzt nach 6 Monaten. In diesem Haus der Organisation, direkt am atlantischen Strand, habe ich auch meine ersten Nächte in Ghana verbracht und ich habe dieses mal sogar im gleichen Zimmer, wie in meiner ersten Nacht in Ghana, geschlafen. Das Gefühl wieder da zu sein, wo alles angefangen hat, ist schon witzig und ich kann mich noch an die Ankunft vor 6 Monaten erinnern als wäre es gestern.
An diesem Wochenende haben wir uns über viele Dinge ausgetauscht und einiges besprochen, denn in 6 Monaten können viele Probleme auftauchen und Veränderungen können stattfinden.
Mein persönliches Highlight war aber ein Ausflug, den wir am Sonntag in die Shi Hills nördlich von Accra gemacht haben. Die Shi Hills sind ein Wildtierreserverat in einer Savannen- und Hügellandschaft. Dort gab es nicht so viel Tiere wie in Mole zu sehen, aber die Landschaft war wirklich toll. Wir sind dann noch auf einen Berg gestiegen. 290 Höhenmeter, eigentlich kein Problem, aber der „Weg“ war wirklich steil. Zum Teil musste man richtig kletter und das ohne passende Schuhausrüstung, weil man uns nicht Bescheid gesagt hatte, dass wir wandern werden. Daher mussten einige sogar mit Flip Flops klettern. Auch die 35 Grad im Schatten, haben nicht dazu beigetragen, dass das ganze ein Spaziergang war. Die Aussicht hat uns aber für alle Mühen entlohnt! Der Blick von einem Felsen in die flache Savannenlandschaft war herrlich. Man konnte so weit gucken, dass man sogar die Erdkrümmung erkennen konnte.
Danach sind wir noch durch eine Höhle gekrochen. An einer Stelle war es so eng und steil (man kam sich vor wie an einer Kletterwand), dass jeder der an der Reihe war nur meinte „ Scheiße, ist das schwer“ und sich dabei kaputt gelacht hat. Aber auch ich habe es geschafft und kann wirklich stolz auf mich sein :) An diesem Tag hatten wir wirklich viel Spaß.



Auch eine ganz kleine Autopanne auf dem Rückweg, hat uns die Stimmung nicht verdorben. Ghanaisch entspannt haben wir die drei Stunden einfach am Straßenrand abgewartet, bzw. sind in einem Spot etwas trinken gegangen. In dem Auto war das „Gasseil“ gerissen und man konnte kein Gas mehr geben. Den ADAC gibt es hier leider nicht und so haben wir das Auto erstmal von der Straße geschoben und ein paar Mechaniker aus der Nähe sind zum Glück auch schnell aufgetaucht. Die haben dann mit einen Schraubschlüssel am Motor gebastelt. Das neue Seil soll aus einem Fahrrad ausgebaut worden sein. Aber am Ende ging das Gaspedal wieder, dafür konnte man den Motor nicht mehr ausstellen, bzw. den Schlüssel ziehen und nichts passierte. Man kann ja nicht alles haben. Dann wurde noch festgestellt, dass wir einen Platten links vorne hatten. Natürlich gab es keinen Ersatzreifen. Daher wurde mit dem anderen Auto losgefahren, um den Reifen zu flicken und auf zu pumpen. Ich fand es eigentlich nur witzig, den Ghanaer beim Arbeiten zu zusehen. Auch alle anderen sind sehr ruhig und entspannt gewesen. Nach 6 Monaten hat man sich ans Warten ohne zu wissen, wann es weiter geht oder was kommt, gewöhnt. Man kann die Dinge durch Stress hier sowieso nicht ändern oder beschleunigen, also muss man sich mit der Situation abfinden und das Beste daraus machen.

Am Abend hat eine ghanaische Tanz- und Trommelgruppe uns noch eine kleine Vorführung gegeben, die natürlich auch voll lange auf uns wartet mussten, weil wir ja die Panne hatten.

Am nächsten Tag bin ich noch mit zwei anderen Freiwilligen nach Accra auf den Second Hand Markt gegangen, oder besser gesagt, dorthin, wo unsere Altkleider landen. Ich habe mir nichts gekauft, auch, wenn man bei Kleidung für 10 Cent nichts falsch machen kann. Es war unglaublich lustig auf H&M oder Bench T-shirts zu stoßen. Auch ein Hard Rock Café T-Shirt war dabei, an dem noch das original Preisschild hing. Manchmal gab es nur einen großen Haufen, in dem man wühlen musste, aber einige hatten sich auch spezialisiert. Nur Kinderkleidung oder Trikos, nur Jeansröcke, nur T-shirt, nur Hosen oder Blusen und Kleider. Der Markt war echt groß und wenn man nur lange gesucht hätte, hätte man alles finden können.
Langsam wird mir immer mehr bewusst, dass wirklich alles was wir in Europa los werden wollen hier in Afrika landet. Nicht nur Altkleider und Autos, sondern auch alte Kühlschränke, Computer oder Kopierer. Bei manchen findet man noch deutsche oder holländische Bedienungsanleitungen. Aber auch Lebensmittel, die wir in Europa produziert haben und keine Abnehmer finden oder nicht den Standards entsprichen, landen hier, wie z.B. Milchpulver, eingefrorene Hühner oder Säfte.
Afrika ist in manchen Dingen die Müllhalde Europas. Das ist vor allem schlimm für die heimischen Produzenten, weil die gegen die billige Massenware aus Europa, aber auch aus den USA oder China, keine Chance haben. So wächst die Abhängigkeit der Menschen hier immer mehr, weil sie selber nichts mehr produzieren und kein Einkommen haben und so wächst die Spirale der Abhängigkeit. Auch Lebensmittelspenden sind nicht gut. Warum soll man den Reis vom Bauern nebenan kaufen, wenn es ihn aus Japan umsonst gibt? Das der Bauer seine Kinder nicht mehr zur Schule schicken kann oder in neue Techniken investieren kann, ist keinem bewusst. Viele Konzerne schaffen sogar eine künstlich Abhängigkeit des afrikanischen Marktes, um dann die Preise zu erhöhen, nachdem alle lokalen Produzenten insolvent sind. Wir in Europa sollten nicht nur darauf achten, so viele Arbeitsplätze in unserer heimischen Industrie wie möglich zu schaffen, sondern auch auf die Auswirkungen, die dies für andere Länder, besonders den ärmeren hat. Wir leben nicht für uns und unseren Wohlstand, sondern in einer Weltgemeinschaft. Unser Wohlstand kann Schuld für den Hunger anderer Menschen auf der Welt sein, da hilft auch keine Spende zu Weihnachten an die armen Kinder in Afrika oder große Entwicklungshilfe, denn vieles kommt gar nicht bei den Leuten an. Nur ein Beispiel für unsere zweiseitige Politik mit den Entwicklungsländern. Vor einigen Jahren, wollte Ghana seinen Markt für einige Produkte aus dem Ausland sperren, dh. die Einfuhr verbieten oder einen sehr hohen Zoll verlangen, um einheimische Produzenten zu stärken. Daraufhin hat die Weltbank gedroht Entwicklungshilfen für das Land zu streichen. Natürlich wurde dem Wunsch der Weltbank nachgegeben.
Wir sollten uns alle Gedanken machen, was unser Handeln für Folgen hat. Wir haben Gewerkschaften oder andere Gruppen, die für unsere Interessen eintreten, die Menschen hier haben keine Stimme und oftmals ist Hilfe auch keine Hilfe.