Dienstag, 1. Juni 2010

Laufender Bericht Juni 2010

1.Projekt

a) Wie sieht deine Tätigkeit aus? Bist du damit zufrieden? Wenn nicht, beschreibe kurz, warum und wie man dies eventuell ändern könnte.

An meiner Arbeitszeit hat sich nichts geändert. Ich unterrichte immer noch 14 Stunden a 60 Minuten und 3 Stunden a 75 Minuten die Woche. Ich bin verantwortlich für den Unterricht von Mathe, Englisch und Food and Beverage Servcie in drei Klassen. Alle Unterrichtsstunden gebe ich alleine und eigenverantwortlich. Trotz der damit verbundenen hohen Verantwortung bin ich mit allem sehr zufrieden und fühle mich immer unterstützt von meiner Schulleiterin. Zu den Unterrichtsstunden kommt noch die Vorbereitung und Nachbereitung der Stunden hinzu.
Am Ende des letzten Terms hatte sehr viel mit dem Korrigieren der Exams zu tun. Ich habe die Arbeiten selbst erstellt, getippt, kopiert und auch korrigiert. Am Ende musste ich nur die Noten in einer Liste meiner Schulleiterin geben. Mit dem Unterricht bin ich sehr zufrieden und würde gerne, dass es bis zum Ende des Jahres so bleibt.
Zum neuen Term habe ich eine neue Klasse übernommen und eine andere in einem Fach dafür abgegeben. Aufgrund des Lehrermangels hatte die neue Klasse das ganze Jahr keinen Lehrer in dem Fach „Food and Bervage Service“. Bisher komme ich auch mit dieser Klasse sehr gut aus und habe keine nennenswerten Probleme.
Im letzten Term habe ich Nachhilfeunterricht am Nachmittag angeboten. Bisher konnte ich diesen noch nicht wieder aufnehmen, was ich aber ab dieser Woche wieder tun werde, denn viele Schüler waren noch in den Ferien und der neue Rhythmus musste sich erst einmal wieder einstellen.
Der Bau eines weiteren Hostelraumes an meiner Schule durch Spenden aus Deutschland geht weiterhin voran und ich hoffe, dass der Raum bis zum Ende meiner Zeit hier in Benutzung ist. Leider werden auch hier die Preise immer teurer und so ist die finanzielle Planung manchmal nicht so einfach. Aber auch in diese bin ich sehr gut eingebunden und meine Schulleiterin berät sich vor jeder Entscheidung mit mir und wir legen gemeinsam die Reihenfolge der Bauschritte fest.
Wegen Veränderungen an der Baustelle war ich auch mehrmals während der Ferien in der Schule und habe lange Gespräche mit meiner Schulleiterin geführt.
In den nächsten Wochen habe ich mir vorgenommen eine oder mehrere Nachmittagsaktivitäten mit den Schülerinnen, die im Hostel wohnen zu veranstalten, so wie in Jugendgruppen in Deutschland. Viele Freizeitbeschäftigungen oder Hobbys haben die meisten hier nicht und ich würde die Aktivität und den Freizeitspaß der Mädchen gerne etwas steigern. Die Planung dafür werde ich in der nächsten Woche angehen.
Insgesamt bin ich immer noch sehr zufrieden mit meinem Projekt und allem was mit der Schule in Verbindung steht.


b) In welcher Form wirst du durch den Projektpartner betreut? Bist du damit zufrieden?

Die Betreuung durch ARA hat sich nicht verändert. Wir haben immer noch regelmäßig unsere Treffen, auf denen wir über mögliche Probleme, Lösungsvorschläge und auch andere Themen wie Urlaubserfahrungen etc. diskutieren. Auch diesen Monat werden wir wieder ein Seminar an einem Wochenende habe.
Ich hatte vor einigen Monaten einen Zusammenstoß mit einer Frau vom Immigration Office (siehe letzten Bericht). Daraufhin ist Henry unser Projektkoordinator zu dem Büro und hat mit den Mitarbeitern gesprochen. Wir müssen nun alle unsere Pässe vorlegen, damit sie überprüft werden. Henry hat sich in dieser Sache unverzüglich um mein Problem gekümmert und es versucht so weit wie möglich zu lösen. Das hat mich in meiner Auffassung bestätigt, dass bei Probleme dieser Art jederzeit Hilfe von ARA zu erwarten ist.
Negativ finde ich jedoch, dass es bis heute kein Seminar für die Gasteltern gab. Am Anfang wurde uns gesagt, dass die Gasteltern jede 6 Monate ein Treffen hätten. Ich bin die erste Freiwillige und bisher hatten meine Gasteltern noch nie ein Seminar. Laut Aussage von ARA soll es aber im diesem Monat dazu kommen.


2. Leben

a) Beschreibe kurz dein Leben außerhalb der Arbeitszeiten (Ausflugsmöglichkeiten etc.) Wie verbringst du deine Freizeit?

Während Woche nach der Schule gestalten sich meine Nachmittag zwar verschieden, aber es sind doch die gleichen Aktivitäten, die sich immer wiederholen. Wenn ich am Nachmittag von der Schule komme, bereite ich Unterricht vor oder korrigiere manchmal etwas. Einmal die Woche muss ich Waschen. An den anderen Tage lese ich und entspanne mich mit Filme gucken oder Musik hören im Haus. Mehrmals die Woche treffe ich mich eigentlich auch mit anderen Freiwilligen. Wir sitzen dann in einem Spot oder bei jemanden zu Hause und unterhalten uns viel. Am Abend sitze ich meist lange mit meinen Gasteltern zusammen und erzähle vom Tag und höre mir ihre Erlebnisse an. Ich finde es immer toll, wenn sich aus diesen Gesprächen länger Diskussionen entwickeln oder meine Gasteltern mir viele Geschichten erzählen.
Da in Ghana und besonders in meiner Gastfamilie der Tag um kurz nach 20 Uhr endet und ich meist erst nach 15 Uhr aus der Schule komme, bleibt aber auch immer nicht so viel Zeit für viele Unternehmungen.
Am Wochenende gehe ich oft mit meiner Gastmutter in die Kirche oder alleine in die katholische Messe. Wenn ich einmal nicht in die Kirche gehe, sehen das meine Gasteltern immer nicht sehr positiv. Oftmals besuche ich auch andere Freiwillige in ihren Familien oder bekomme selber Besuch. Ab und zu reise ich auch mal, aber das ist insgesamt weniger geworden. Ich habe vieles schon gesehen und bin oftmals froh mich am Wochenende von der langen Woche zu erholen.


b) Mit wem hast du Kontakt (andere Freiwillige, Einheimische etc.) ?

Mein soziales Leben hat sich in der letzten Zeit sehr wenig verändert. Die meiste Zeit verbringe ich immer noch mit anderen Freiwilligen. Es ist so viel einfach sich mit gleichaltrigen Menschen auszutauschen, die in der gleichen Situation sind wie man selber. Da in Swedru auch so viele Freiwillige sind, hat man viele Deutsche mit denen man sich treffen kann. Außerdem haben sich in neun Monaten sehr gute Freundschaften entwickelt. Man ist mit diesen Menschen gereist, man durchlebt die gleiche Entwicklung und man hat Ängste und Probleme geteilt.
Zu meiner Gastfamilie habe ich weiterhin ein sehr gutes Verhältnis, genauso wie zu den drei Mädchen, die noch mit uns im Haus leben und als die Enkelkinder meiner Gasteltern in den Ferien da waren, aber ich viele Spiele mit ihnen gespielt.
Mit den meisten Nachbarn komme ich auch gut klar. Meine einzigen wirklichen Freundschaften zu Ghanaern habe ich aber weiterhin nur in der Schule. Mit meiner Schulleiterin und ihrem Ehemann führe ich viele Gespräche über alle möglichen Themen. Auch mit den anderen Lehrern komme ich gut aus genau wie mit den Schülerinnen. Wie schon einmal berichtet, sind diese aber meine Schülerinnen und können nicht meine Freunde sein, auch wenn wir fast im gleichen Alter sind. Trotzdem sind das sehr nette Kontakte und Austauschmöglichkeiten.
Auch habe ich viele Leute, die ich kenne, angestellte bei der Post oder im Vodafonoffice oder in anderen Läden, in denen ich öfters einkaufe. Das sind keine Freundschaften, aber nette Kontakte und diese Menschen freue sich, mich zu sehen und man unterhält sich kurz.
Im letzten Bericht hatte ich schon erläutert, warum ich es schwierig finde, Freundschaften zu vielen Gahanern aufzubauen und daran hat sich bis jetzt leider nichts geändert.



3. Reflektion

a) Beschreibe eine Beobachtung oder ein persönliches Erlebnis aus dem letzten Monate, welche/s für dich sehr überraschend oder ungewohnt war.

In den letzten Ferien bin ich nach Burkina Faso gereist. Es war eine schöne Reise und ich habe viel gesehen. Vor allem habe ich ein anderes westafrikanisches Land gesehen, dass doch teilweise ganz anders ist als Ghana. Schon der Norden Ghanas unterscheidet sich sehr vom Süden. Es ist trockener und auch ärmer. Viele Menschen wohnen in Hütten und leben von ihrem Vieh.
Burkina Faso ist viel ärmer als Ghana. Das Land besteht fast nur als kleinen Dörfern. Die Menschen benutzen hauptsächlich Eselskarren zur Fortbewegung oder Laufen. Das Land ist sehr trocken und so sieht man Menschen mit Wassereimern lange Strecken zu den Brunnen laufen und zurück. In unserem Kleinbus (Tro-Tro) zur Hauptstadt waren noch einige Ziegen und Hühner mit uns im Auto und einige Menschen sind auf dem Dach gefahren. Man konnte einfach überall den Mangel von allem erkennen. Mangel an Wasser, an Autos, an Geld usw. Wir wurden wirklich oft angebettelt, etwas was ich in Ghana bisher noch nicht in diesem Ausmaß kennen gelernt habe. Klar fragen einen hier oftmals Kinder oder auch Erwachsenen nach Geld, aber an ihrer Kleidung und der Art des Fragens erkennt man, dass sie es nur tun, weil ich weiß bin und sie sich Geld erhoffen, nicht, weil sie wirklich nichts zu Essen haben.
Im Vergleich zu Burkina Faso ist Ghana wirklich fast eine Konsumgesellschaft. Man kann hier alles kaufen, überall wollen Leuten einem etwas verkaufen und wenn man will findet man auch alles was man braucht oder will. In Burkina sind wir 5 Stunden gefahren ohne, dass es jemanden gabt, der einem Wasser verkauft hat oder anderes. Das würde es in Ghana nie geben.
Ich habe jetzt noch einmal ein neues Bild von Ghana, weil ich nicht nur den Norden gesehen habe, sondern weil ich gesehen haben, wie anderes es nur wenig entfernt im Nachbarland, aber unter einer anderen Regierung und in einer anderen Klimazone aussehen kann.
Ich denke auch, dass sich die Menschen in Ghana glücklicher schätzen sollten. Die meisten denken immer nur an Europa und vergleichen sich mit Europa, wie es in den ärmeren Nachbarländern aussieht, wissen sie meist überhaupt gar nicht und sind so mit ihrer Lage als eines der reichsten Länder Westafrikas unzufrieden.

b) Gibt oder gab es irgendwelche Schwierigkeiten oder Probleme?

Es gibt keinerlei Schwierigkeiten.

i.Was wurde bereits von dir und/oder dem Projektpartner versucht, um diese zu lösen? War dies erfolgreich?


ii)Welchen Lösungsweg könntest du dir vorstellen?





4) Sonstiges

a) Was du sonst noch sagen/erzählen wolltest:

Nach nun neun Monaten bin ich froh, dass ich für ein Jahr in Ghana bin und nicht kürzer. Erst seit einiger Zeit habe ich das Gefühl angekommen zu sein und mehr als nur ein Tourist auf der Durchreise. Ich habe einen Alltag in diesem Land und meine Kontakte zu den Menschen sind eng. Ich bin froh, nicht unter Zeitdruck zu stehen und jedes Wochenende verreisen zu müssen, um etwas vom Land zu sehen. Ich kann langfristig ein Teil der Familie sei und einen strukturierten Unterricht halten. Auch für die Schüler bin ich eine Konstante und nicht nur eine Lehrerin die ein dreimonatiges Projekt leitet.
Außerdem habe ich mich in letzter Zeit immer wieder gefragt, ob ich wirklich eine Hilfe für die Menschen hier bin, oder ob es nur mir selbst etwas nützt. Ich bin zu dem Schluss gekommen, das ich zwar keine Entwicklungshilfe im klassischen Sinne leiste (was ich auch nie vorhatte), aber mein Wirken bisher doch sehr positiv war. Natürlich liegt das vor allem an meinem guten und sinnvollen Projekt. Bei vielen anderen Projekten denke ich, dass die Hilfe weder für die Schulen/ Krankenhäuser etwas bringt, noch den Freiwilligen zufrieden stellt. Aber hier sind die Organisationen gefragt, Projektvorschläge auch mal abzulehnen und im nächsten Jahr keine Freiwilligen zu schicken, auch wenn dadurch die Anzahl der verschickten Freiwilligen geringer wird. Mein Projekt ist wirklich auf Freiwillige angewiesen und die Ausbildung der Mädchen verbessert sich durch meine Arbeit erheblich, das ist nicht nur meine Meinung, sondern auch die der Schulleitung.
Ein ganz wichtiger anderer Aspekt ist für mich das Leben mit den Menschen, das Leben mit der Gastfamilie und das Knüpfen von Freundschaften. Wir leben Werte vor und diktieren sie nicht aus dem Lehrbuch. Wir (Freiwilligen) sind einfach da und zeigen ein anderes Lebensmodell. So etwas sind schon ganz kleine Dinge, wie den Müll immer in einem Mülleimer bringen und nicht einfach auf die Straße werfen. Das Faktum, das wir weiß sind bringt uns bei den meisten Menschen schon Respekt entgegen und viele fangen an unser Verhalten zu kopieren (was natürlich bei negativem Verhalten auch Gefahren birgt). Gleichzeitig können wir auch vermitteln, dass wir ganz normale Menschen sind und auch arbeiten können oder mal gerne Tanzen.
Auch denke ich, dass Freiwillige ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind. Oftmals wird hier gar nichts produziert und exportiert. Durch uns Freiwilligen kommt Geld von Außen, da wir hier ja etwas konsumieren, sei es eine Taxifahrt bezahlen oder Orangen kaufen. Auch viele Hotels und Nationalparks leben von Freiwilligen und deren Besuch. So schaffen Freiwillige auch Arbeitsplätze und zeigen den Einheimischen das ihre Naturschönheiten geschätzt werden und schützenswert sind. Wie oft habe ich schon Gespräche geführt, in denen ich versucht habe, die Menschen für den Wert ihres eigenen Landes zu sensibilisieren und nicht nur Europa als das Land aller Träume zu betrachten.
Das alles geht am besten, wenn man es vor lebt und als normaler junger weißer Mensch in ihr Land kommt. Allein die Tatsache, dass ich ihr Land schätze und hierher gekommen bin, beweist den Menschen das mir und Europa Ghana/ Afrika nicht egal ist. So etwas merken sich die Menschen viel mehr, als wenn eine Straße gebaut wird und ein Schild aufgestellt wird, errichtet mit Hilfe von Fördergeldern der EU und auch so kann man gut Hilfe zu Selbsthilfe leisten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen